Hoplocampa flava minuta (Pflaumensägewespe)

Schwarze und gelbe Pflaumensägewespe

Hoplocampe noir du prunier, hoplocampe commun du prunier (franz.); black plum sawfly, yellow plum sawfly (engl.)

wissenschaftlicher Namen der schwarzen (=kleinen) Pflaumensägewespe: Hoplocampa minuta Christ., beziehungsweise der gelben Pflaumensägewespe: H. flava L.

Taxonomie: Animalia, Arthropoda, Insecta, Hymenoptera, Tenthredinidae

Ein starker Befall durch die schwarze oder die gelbe Pflaumensägewespe (Hoplocampa minuta und H. flava) kann im Zwetschgen- und Pflaumenanbau zu sehr hohen Ertragsverlusten führen. Die Larven der Pflaumensägewespen bohren sich in junge, noch grüne Früchte und fressen diese aus. Eine Larve kann nacheinander bis zu fünf junge Früchte zerstören. Die geschädigten Früchte fallen vorzeitig auf den Boden, die Letzten zusammen mit den ausgewachsenen Larven. Diese verlassen die Früchte, graben sich in den Boden und bilden ein Kokon in dem sie den Sommer und den Winter verbringen. Die Verpuppung erfolgt im Frühjahr. Im April kommen die erwachsenen Wespen aus dem Boden. Das Einsammeln und Vernichten der befallenen Früchte (zusammen mit den ausgewachsenen Larven) kann den Befall im Folgejahr stark vermindern.

Pflaumensägewespe (Hoplocampa spp.)Abb. 1. Bohrloch der Pflaumensägewespe (Hoplocampa sp.) an einer jungen Frucht

Abb. 2. Die Larve der Pflaumensägewespe (Hoplocampa sp.) höhlt junge Zwetschgenfrüchte aus.

Schadbild

Junge, noch grüne Früchte zeigen ein oder zwei Bohrlöcher und sind ausgehöhlt (Abb. 1 und 2). Oft sind mehrere Früchte nebeneinander betroffen. Sie sind mit schwarzen, feuchten Kotkrümeln gefüllt. Im Inneren befindet sich gelegentlich eine weissgelbe, braunköpfige Larve mit einem unangenehmen Wanzengeruch. Die geschädigten Früchte fallen vorzeitig ab.
Das Schadbild wird oft mit demjenigen des Pflaumenwicklers (Grapholitha funebrana) verwechselt. Letzterer tritt allerdings später auf und die Raupe hat nur acht Beinpaare, im Gegensatz zur Larve der Pflaumensägewespe, die zehn Beinpaare besitzt.

Schädling

Sowohl die schwarze (H. minuta) als auch die gelbe Pflaumensägewespe (H. flava) sind fliegenähnlich und haben keine Wespentaille (siehe The sawflies of Britain and Ireland). Die gelbe Pflaumensägewespe ist 6-6.3 mm lang, ist oben gelbbraun und unten gelb gefärbt und hat gelbe Beine. Die schwarze Pflaumensägewespe ist nur 4.5 - 5.3 lang, ist schwarz gefärbt und hat hellbraune Beine (Höhn und Stäubli 1989).
Die Larve ist weissgelb und hat eine braune Kopfkapsel (Abb. 2). Sie besitzt total zehn Beinpaare: An jedem der drei Brustgliedern je ein gegliedertes, am Hinterleib sieben ungegliederte Beinpaare (inklusive Nachschieber oder Afterfüsse am letzten Glied).

Lebenszyklus

Die schwarzen und die gelben Pflaumensägewespen bilden jährlich nur eine Generation. Sie sind eng miteinander verwandt und sowohl ihr Lebenszyklus als auch die Schadsymptome sind einander sehr ähnlich. Die erwachsenen Wespen fliegen zur Zeit der Zwetschgenblüte, ab April bis Mai. Nach der Befruchtung legt das Weibchen die Eier einzeln in aufgehende Blüten (50 bis 70 Eier pro Weibchen). Dazu nutzt die Wespe ein sägeartiges Organ, um einen kleinen Schlitz in den Blütenkelch (Calyx) zu machen, in welchen sie das Ei ablegt. Innerhalb von zwei Wochen schlüpfen die Larven aus den Eiern und fressen am Fruchtknoten oder bohren sich seitlich in die sich bildenden jungen Früchte. Sobald diese ausgehöhlt sind, befallen die Larven auch Nachbarfrüchte und fressen diese ebenfalls aus. Eine Larve kann so bis zu fünf junge Früchte zerstören. Die Entwicklung der Larven dauert 26 bis 38 Tage (Bovay et al. 1979). Die ausgefressenen Früchte fallen zu Boden, die letzten zusammen mit den ausgewachsenen Larven. Dort verlassen die Larven die Früchte und graben sich etwa 15 cm tief in den Boden (Zahradnik 1985). Sie bilden ein Kokon in dem sie den Sommer und den Winter verbringen. Die Verpuppung erfolgt im Frühjahr. Im April kommen die erwachsenen Wespen aus dem Boden.

Wirtsspektrum

Der Pflaumensägewespen (Hoplocampa minuta beziehungsweise H. flava) befallen Zwetschgen und Pflaumen (Prunus domestica L.), selten auch Aprikosen (P. armeniaca L.).

Bekämpfung

Literatur

Bovey R, Baggiolini M, Bolay A, Bovay E, Corbaz R, Mathys G, Meylan A, Murbach R, Pelet F, Savary A, Trivelli G, 1979. La défense des plantes cultivées. Éditions Payot Lausanne: 864 p.

Forschungsinstitut für biologischen Landbau (FiBL), 2020. Merkblatt Pflanzenschutz im Biosteinobstanbau (pdf)

Höhn H, Stäubli A, 1989. Sägewespen. Landwirtschaft Schweiz Nr. 1-2 und 4, Herausgeber: Schweiz. Zentrale für Obstbau Oeschberg, Koppigen und AMTRA Nyon

Zahradnik J, 1985. Bienen, Wespen, Ameisen: die Hautflügler Mitteleuropas. Kosmos-Naturführer, Frankh’sche Verlagshandlung, Stuttgart: 191 S.