Blattläuse an Kartoffeln

Blattläuse an Kartoffeln

Pucerons (franz.); aphids (engl.)

Taxonomie: Animalia, Arthropoda, Insecta, Pterygota, Hemiptera, Aphididae

Blattläuse verursachen Saugschäden und können Kartoffelviren übertragen. Die häufigsten Arten sind (deutscher, französicher, englischer, wissenschaftlicher Name):

Eine Bekämpfung der Blattläuse in Beständen mit Konsumkartoffeln lohnt sich meistens nicht. Bei der Produktion von Pflanzkartoffeln müssen die Bestände aber frei von Blattläusen gehalten werden, um eine Infektion der Knollen mit Viren zu verhindern.

Blattläuse an Kartoffeln (Myzus persicae, Aphis nasturtii und andere Arten)
Blattläuse an Kartoffeln (Myzus persicae, Aphis nasturtii und andere Arten)Abb. 1. Blattläuse (Aphis nasturtii, Myzus persicae und andere Arten) an Kartoffeln: Die Blattläuse befinden sich fast ausschliesslich an der Blattunterseite

Abb. 2. Blattläuse an Kartoffeln: (1) Schadbild, (2-3) Faulbaumblattlaus (Aphis frangulae) und andere Arten, (4-5) Kreuzdornblattlaus (Aphis nasturtii) u.a. Arten, (6) Pfirsichblattlaus (Myzus persicae) u.a. Arten

Schadbild

Meist findet man die Blattläuse an der Blattunterseite (Abb. 1 und 2). An Kartoffeln gibt es aber auch Blattlausarten, die sich an den unterirdischen Pflanzenteilen aufhalten. Blattläuse ernähren sich von Pflanzensaft und scheiden Honigtau aus, auf dem sich Schwärzepilze ansiedeln. Durch ihre Saugtätigkeit verursachen sie Ertragsverluste. Der grösste Schaden vwird durch die Übertragung von Viren hervorgerufen. Die häufigsten von Blattläusen übertragenen Kartoffelviren sind das Kartoffelvirus Y, das Blattrollvirus, das S-, A- und  M- Virus.

Schädling

Blattläuse sind Insekten, haben sechs Beine und erreichen meistens eine Körperlänge von 1.5 bis 3.5 Millimetern. Die erwachsenen Blattläuse sind entweder geflügelt (Alate) oder ungeflügelt (Aptere). Die Geflügelten dienen der Verbreitung und dem Wirtswechsel. Am Kopf befinden sich zwei Fühler (Antennen) mit meist 6 Gliedern und am Hinterleib zwei Siphonen (Hinterleibsröhren). Am letzten Körpersegment ist ein Schwänzchen sichtbar, die Cauda. Die Geflügelten haben einen deutlich gegliederten Körper: Kopf, Brust (Thorax) und Hinterleib (Abdomen). Sie sind häufig stark pigmentiert und weisen am Hinterleib oft Zeichnungen und Flecken auf (Dubnik 1991). Die häufigsten Blattläuse an Kartoffeln sind (Beschreibung der Arten aus: Radtke und Rieckmann 1990, Dubnik 1991):

Grüne Pfirsichblattlaus (Myzus persicae)

Ungeflügelte Sommerform: Längliche, ovale, etwa 1.8 mm lange Form; variable Lebendfärbung: meist dunkel- bis gelbgrün, Nymphen (letztes Larvenstadium der Tiere, die sich zur geflügelten Form entwickelt) sind rötlich; Siphonen leicht keulenförmig; Fühler etwas kürzer als Körper; nach innen vorragende Stirnhöcker (Abb. 3)
Geflügelte Sommerform: Kopf- und Brustbereich schwarzbraun bis schwarz gefärbt; grüner Hinterleib mit braunem Fleck und ein bis zwei Querbändern; Siphonen und Cauda sind braun, unterer Teil der Beine ist schwarz
Wirtspflanzen: Kartoffel und zahlreiche andere Wirtspflanzen
Lebenszyklus: wirtswechselnd, Überwinterung im Eistadium an Pfirsichbäumen (Prunus persica) oder verschiedenen Prunus Arten (Traubenkirsche, P. padus), in warmen Wintern Überwinterung auch ohne Eistadium möglich
Virusvektor: Übertragung von Blattrollviren, A-, M- und Y- Virus.

Pfirsichblattlaus (Myzus persicae)Abb. 3. Pfirsichblattlaus (Myzus persicae): Wichtiges Unterscheidungsmerkmal sind nach innen vorragende Stirnhöcker an der Fühlerbasis (aud dem Bild nur an einer Seite sichtbar)

Kreuzdornlaus (Aphis nasturtii)

Ungeflügelte Laus: Rundlich ovale, 0.9 bis 1.8 mm grosse, gelbe oder grünliche, einheitlich gefärbte Blattlaus; Siphonen sind kurz und nur an den Spitzen dunkel, Fühler kürzer als der Körper; häufig (Abb. 3 und 4)
Geflügelte Laus: 1.2 bis 2.1 mm lang; Hinterleib mit dunklen Seitenflecken und zwei blassen Querbändern; Fühler reichen bis zu den Siphonen, Siphonen und Cauda braun gefärbt
Wirspflanzen: Kartoffel und zahlreiche andere Wirtspflanzen
Lebenszyklus: wirtswechselnd, überwintert im Eistadium an Kreuzdorn (Rhamnus cathartica)
Virusvektor: Übertragung von Blattrollviren, A-, M- und Y- Virus.

Abb. 3. Kreuzdornlaus (Aphis nasturtii)

Abb. 4. Kreuzdornlaus (Aphis nasturtii): Nymphenstadium, 3. Bild Stechbortsen

Faulbaumlaus (Aphis frangulae)

Ungeflügelte Form: Ovale, mittelgrosse Blattlaus mit schmutzig gelber, grüner bis bräunlicher Lebendfärbung; dunkelbraune, zylindrische Siphonen; Fühler sind kürzer als der Körper (Abb. 2)
Geflügelte Form: Zwischen den Siphonen befindet sich ein dunkelbrauner Fleck; Fühler sind kürzer als der Körper; Siphonen und Cauda sind braun
Wirtspflanzen: Kartoffel und zahlreiche andere Wirtspflanzen
Lebenszyklus: wirtswechselnd, Überwinterung als Ei auf dem Faulbaum (Frangula alnus)
Virusvektor: Übertragung von Blattrollviren, A-, M- und Y- Virus.

Grünstreifige Kartoffellaus (Macrosiphum euphorbiae)

Ungeflügelte Sommerform: relativ grosse (2.5 bis 3.8 mm), länglich ovale Blattläuse; die grünen Blattläuse besitzen einen dunkelgrünen Längsstreifen auf dem Rücken; die Siphonen sind lang und zur Spitze hin leicht bräunlich gefärbt; Fühler etwas länger als der Körper; langes, schlankes, zugespitztes Schwänzchen
Geflügelte Sommerform: 2.3 bis 3.4 mm gross; Kopf und Brust gelbbraun bis blass bräunlich gefärbt, Hinterleib grün oder rötlich mit Längsstreifen; Fühler grösser als Körper; lange Siphonen gegen das Ende dunkler werdend; langes, schlankes, zugespitztes Schwänzchen
Wirtspflanzen: Kartoffel und zahlreiche andere Wirtspflanzen (aus mehr als 20 Familien)
Lebenszyklus: ohne Wirtswechsel, Überwinterung ohne Bildung eines Eistadiums (häufig in Gewächshäusern)
Virusvektor: Übertragung von Blattrollviren, A-, M- und Y- Virus.

Grünfleckige Kartoffellaus (Aulacorthum solani)

Ungeflügelte Form: 1.8 bis 3.0 mm grosse, birnenförmige Blattlaus; grüne bis gelbliche Färbung; an der Stirn nach innen vorstehende Höcker; Siphonen schlank zylindrisch, am Ende etwas ausgestülpt und dunkel; grünes kurzes Schwänzchen; Fühler länger als der Körper
Geflügelte Form: helle und dunkle Formen; Stirnhöcker vorhanden; grosser dunkler Fleck an der Basis der Siphonen
Wirspflanzen: Kartoffel und zahlreichen anderen Wirtspflanzen, während des Winters häufig in Gewächshäusern an Zierpflanzen, je nach Rasse unterschiedliche Überwinterung
Lebenszyklus: Formen (Rassen) mit und ohne Wirtswechsel
Virusvektor: Übertragung von Blattrollviren, A-, M- und Y- Virus.

Schwarze Bohnen- oder Rübenlaus (Aphis fabae)

Ungeflügelte Blattläuse: rundlich und etwa 1.5 bis 2.5 mm gross (Meier 1985); Körper matt blauschwarz gefärbt und fein bewachst; Nymphen zeichnen sich durch eine Doppelreihe von je 4 weissen Wachsflecken auf dem vorderen Teil des Hinterleibs aus; Fühler sind etwa halb so lang wie der Körper; Siphonen sind schwarz und werden gegen das Ende enger; Cauda dunkel und fingerförmig; Hinterbeine dunkel, die Schienen hellbraun mit dunkler Spitze und die Fussglieder (Tarsen) sind schwarz.
Geflügelte Form: dunkel gefärbt; auf dem Hinterleib stärker chitinisierte Querstreifen und Seitenflecken sichtbar.
Wirspflanzen: Kartoffel und zahlreiche andere Wirtspflanzen
Lebenszyklus: wirtswechselnd, Überwinterung im Eistadium an Europäischen Pfaffenhütchen oder seltener an Schneeball
Virusvektor: Übertragung von Blattrollviren, A-, M- und Y- Virus
Hinweis: Aphis fabae wird auch bei den Ackerbohnen vorgestellt

Kartoffelkellerlaus (Rhopalosiphonius latysiphon)

Ungeflügelte Form: 1.7 bis 2.4 mm grosse, ovale, grüne Laus mit einem dunklen zentralen Fleck auf dem Hinterleibsrücken; dunkel gefärbte, stark geschwollene Siphonen; Fühler sind etwas länger als der Körper; an unterirdischen Pflanzenteilen; häufig in Kellern und Lagerräumen anzutreffen
Geflügelte Form: 2.2 bis 2.5 mm lang; grüne Färbung mit braunem Fleck auf dem Hinterleib; Fühler sind länger als der Körper; Siphonen sind dunkelbraun und in der oberen Hälfte stark angeschwollen
Wirtspflanzen: Kartoffel und zahlreiche andere Wirtspflanzen
Lebenszyklus: bilden keine Geschlechtstiere und Eier, überwintert ausschliesslich eingeschlechtlich (parthenogenetisch)
Besonderes: aus Nordamerika eingeschleppt

Typischer Lebenszyklus

Der vollständige Entwicklungszyklus (Holozyklus) beginnt im Frühjahr (März) mit dem Eischlupf der Stammmutter (Fundatrix) auf dem Winterwirt (Hauptwirt). Nach einer mehr oder weniger langen Entwicklungsdauer gebärt die Fundatrix auf ungeschlechtlichem Weg (parthenogenetisch) Nachkommen. Insgesamt folgen auf dem Winterwirt eine bis drei weitere Generationen, wobei die Anzahl geflügelter Läuse ständig zunimmt. Die geflügelten Läuse wandern im Mai bis Juni ab auf die Sommerwirte (Nebenwirt). Dort entwickeln sich parthenogenetisch mehrere Generationen ungeflügelter Weibchen (Exsules). In den Blattlauskolonien entstehen aber auch geflügelte Läuse, die neue Sommerwirte besiedeln. Dieser Sommerflug ist für die Ausbreitung von pflanzlichen Viruskrankheiten von besonderer Bedeutung. Im Spätsommer, bevor die Blattlauspopulation zusammenbricht, entstehen geflügelte Weibchen (Gynoparae), die zum Winterwirt zurückfliegen und dort die eierlegenden Weibchen (Oviparae) absetzen. Auf dem Sommerwirt entstehen geflügelte Männchen, die zum Winterwirt fliegen. Nach der Paarung der Männchen mit den eierlegenden Weibchen werden im Herbst befruchtete Eier am Winterwirt abgelegt. Ein Weibchen kann bis zu 10 Eier legen. Die Eier überwintern. In Gegenden mit milden Wintern können die Blattläuse auch als lebendgebärende Weibchen überwintern.
Der unvollständige Zyklus (Anholozyklus) ist durch das Fehlen der geschlechtlichen Form gekennzeichnet. Die Blattläuse überwintern als lebende Tiere auf den Sommerwirten.

Wirtsspektrum

Kartoffelblattläuse können mehrere Pflanzenarten besiedeln und sich von ihnen ernähren. Diese Polyphagie begünstigt die Vermehrung.

Vorbeugende Massnahmen und Bekämpfung

Literatur

Agridea, 2021. Datenblätter Ackerbau. AGRIDEA, CH-8315 Lindau (Bekämpfungsschwellen)

Dubnik H, 1991. Blattläuse: Artenbestimmung – Biologie – Bekämpfung. Verlag Th. Mann Gelsenkirchen-Buer: 120 S.

Meier W, 1985. Pflanzenschutz im Feldbau: Tierische Schädlinge und Pflanzenkrankheiten. Eidg. Forschungsanstalt für landw. Pflanzenbau, Zürich-Reckenholz: 240 S.

Radtke W, Rieckmann W, 1990. Krankheiten und Schädlinge der Kartoffel. Verlag Th. Mann, Gelsenkirchen-Buer, 167 S.