Rohrschwingel (Festuca arundinacea)

Rohrschwingel  (Festuca arundinacea Schreber)


fétuque élevée, tall fescue

Der Rohrschwingel ist ein ausdauerndes Horstgras. Er weist eine hohe Toleranz für wechselfeuchte Verhältnisse auf. Auch unter grosser Trockenheit zeigt er noch ein ansehnliches Wachstum. Rohrschwingel hat ein hohes Ertragspotenzial und kann intensiv genutzt werden. Das Futter wird allerdings wegen der groben Blätter nicht gerne gefressen und ist zudem schlecht verdaulich. Neuere Sorten haben feinere Blätter und sind besser verdaulich.

Rohrschwingel (Festuca arundinacea)Abb. 1. Rohrschwingel (Festuca arundinacea)

Wichtigste Merkmale

Die Blattoberseite ist stark gerillt und die glatte Blattunterseite glänzt. Die Blätter sind 5-10 mm breit. Das Blatthäutchen ist kurz (1 mm lang), gestutzt und steif. Im Gegensatz zum Wiesenschwingel sind der Blattgrund und die Blattöhrchen des Rohrschwingels borstig bewimpert (nur bei jungen Trieben gut sichtbar) (Abb. 2). Das jüngste Blatt ist gerollt. Die Blätter sind steif, rau und der Blattrand ist stachelhaarig.
Der kräftige Halm hat eine schwere, oft nickende Rispe (Abb. 1); der kürzere der beiden untersten Rispenäste trägt gewöhnlich 5-8 Ährchen (Abb. 2) (im Gegensatz zum Wiesenschwingel, der nur 1-2 (-3) Ährchen hat) (Dietl et al. 1996). Die Deckspelze der Ährchen besitzen häufig eine 1-2 mm lange, stachelige Granne.

Rohrschwingel (Festuca arundinacea)Abb. 2. Der kürzere der beiden untersten Rispenäste trägt gewöhnlich 5-8 Ährchen (links); Blattgrund und Blattöhrchen des Rohrschwingels sind borstig bewimpert (rechts)

Standort- und Bewirtschaftungsansprüche

Rohrschwingel hat ein ausgedehntes und tiefreichendes Wurzelsystem, was ihn sehr trockenheitsresistent und strapazierfähig macht. Er wächst aber auch auf feuchten oder wechseltrockenen Böden gut. In ungepflegten Dauerweiden, wo die Horstpflanze vom Weidetier verschmäht wird, kann der Rohrschwingel sich stark ausbreiten. Rohrschwingel erträgt eine Düngung mit Gülle gut.

Futterbaulicher Wert

Rohrschwingel ist ertragreich, liefert allerdings schlecht verdauliches Futter (Schubiger et al. 1997 und 1998, Boller et al. 20..). Neuere Sorten haben feinere Blätter, die von den Tieren besser gefressen werden und auch einen höheren Nettoenergiegehalt aufweisen. Rohrschwingel erträgt eine ziemlich intensive Nutzung.
Rohrschwingel wird auch in Sport- und Zierrasen oder in Strassen- und Uferböschungen verwendet.

Wichtigste Krankheiten

Rohrschwingel ist resistent gegen sehr viele Krankheiten. Bakterienwelke (Xanthomonas translucens), Kronenrost (Puccinia coronata) und Schwarzrost (P. graminis) können den Rohrschwingel gelegentlich befallen.
Rohrschwingelpflanzen enthalten Endophyten (Neotyphodium coenophialum). Dank diesem Pilz sind die Pflanzen vor Insektenfrass geschützt (zusätzlicher Nutzen: weniger Virenübertragung) und haben eine verbesserte Stresstoleranz. Der Endophyt bildet aber auch Stoffe, die für die Weidetiere toxisch sind.

Ansaaten

Rohrschwingel wird in längerdauernden Gras-Weissklee-Mischungen und in Mischungen für Dauerweiden ausgesät (Standardmischungen für die Schweizer Landwirtschaft). In verschiedenen Ländern werden regelmässig Sortenlisten publiziert in denen die zugelassenen oder empfohlenen Sorten beschrieben werden: Deutschland: Beschreibende Sortenlisten des Bundessortenamt; Österreich: Österreichische beschreibende Sortenlisten; Schweiz:Liste der empfohlenen Sorten von Futterpflanzen.   

Literatur

Dietl W., Lehmann J, Jorquera M, 1998. Wiesengräser. Landwirtschaftliche Lehrmittelzentrale Zollikofen

Schubiger FX, Bosshard HR, Lehmann J, 1997. Nährwert von Knaulgras- und Rohrschwingelsorten. Agrarforschung 4 (6): 245 - 248.

Schubiger FX, Bosshard HR, Lehmann J, 1998. Nettoenergiegehalt von Futtergräsern. Agrarforschung 5 (5): 245-248.