Rotklee (Trifolium pratense)

Rotklee / Wiesenklee  (Trifolium pratense L.)


trèfle violet, red clover

Rotklee ist ausserordentlich formenreich, wobei es vielfach unmöglich ist, die einzelnen Varietäten nach morphologischen Merkmalen sicher abzugrenzen. Aus der Sicht der Landwirtschaft können drei Formen (var.) unterschieden werden:

Eine Sonderstellung nimmt der Schweizer Mattenklee ein. Er blüht früher als der Ackerklee und ist ausdauernder als dieser. Seine Heimat ist hauptsächlich das voralpine Hügelgebiet. Die Bauernschaft dieser Gegend hat sich seit der Einführung der Kleegraswirtschaft mit Rotkleesaatgut aus den eigenen Anlagen versorgt. Sie achtete darauf, dass nur Samen von älteren Anlagen geerntet wurden. Dadurch fand bewusst eine Selektion auf Ausdauer statt (Nüesch 1976).

Rotklee (Trifolium pratense)
Rotklee (Trifolium pratense)
Rotklee (Trifolium pratense)Abb. 1 Rotklee (Trifolium pratense)

Wichtigste Merkmale

Der Rotklee ist eine ausdauernde krautige Pflanze. Er kann 10 bis 100 cm hoch wachsen (Abb. 1). Der aufrechte oder aufsteigende Stängel ist kahl bis dicht behaart. Die gestielten Laubblätter sind dreiteilig gefiedert. Die eiförmigen bis länglich ovalen Blättchen sind auf beiden Seiten fein behaart, ganzrandig und weisen einen hellen Fleck in der Mitte auf. Die locker behaarten Nebenblätter sind mit dem Blattstiel verwachsen und laufen in eine grannenartige Spitze aus.
Rotklee blüht von Mai bis Oktober. Die Blütenköpfe sind kugelig und enthalten zahlreiche rosa bis rotviolette Blüten. Die Blüten werden meist durch langrüsselige Hummeln bestäubt (Fremdbestäubung). Rotklee bildet eine kräftige, bis über 50 cm tiefe Pfahlwurzel und starke Seitenwurzel.

Standort- und Bewirtschaftungsansprüche

Rotklee wächst in mässig trockenen bis frischen, nährstoffreichen Wiesen. Man findet ihn sowohl in Pflanzenbeständen des Mittellandes wie auch in den Zentralalpen bis 2600 m ü. M. (Hegi 1964).

Futterbaulicher Wert

Rotklee ist eine sehr gute Futterpflanze. Sie liefert eiweissreiches und gut verdauliches Futter (Schubiger et al. 1998 und 2001).
Rotklee enthält Formononetin, ein Isoflavon, das bei Schafen und Rindern Fruchtbarkeitsstörungen verursachen kann (Schubiger und Lehmann 1994). Neben Formononetin kommen auch noch dessen Abbauprodukte Daidzein und Equol vor. Weitere Stoffe mit östrogener Wirkung im Rotklee sind Biochanin A und dessen Abbauprodukt Genistein. Die Gehalte an Formononetin schwanken zwischen 5 g/kg TS und 10 g/kg TS im ersten Aufwuchs. Der Sommeraufwuchs hat einen geringeren Gehalt. Blätter enthalten mehr Formononetin als Stängel.
Als Leguminose hat der Rotklee die Fähigkeit, mit Hilfe von symbiotischen Knöllchenbakterien (Rhizobium trifolii), Stickstoff aus der Luft aufzunehmen und Proteine zu bilden. Einen Teil dieses Stickstoffes können auch die Gräser im Bestand nutzen.

Wichtige Krankheiten

Rotklee dient einer Vielzahl von Parasiten und Pathogenen als Wirt. Die wichtigsten sind: Kleeteufel (Orobanche minor), Stängelälchen oder Stängelnematoden (Ditylenchus dipsaci), echter Mehltau (Erysiphe polygoni), Kleekrebs (Sclerotinia trifoliorum) und der Südliche Stängelbrenner (Colletotrichum trifolii).

Ansaaten

Rotklee spielt eine wichtige Rolle im schweizerischen Futterbau. In den meisten Standardmischungen ist er während des ersten Hauptnutzungsjahres die wichtigste Leguminose.
Mattenkleesorten sind Rotkleezüchtungen, die aus alten einheimischen Hofsorten durch strenge Selektion entstanden sind. Sie sind sehr ausdauernd. Sorten mit einer wesentlich kürzeren Ausdauer werden als Ackerklee bezeichnet. Mattenkleesorten werden in Italienisch Raigras-Klee-Mischungen und in Mattenklee-Gras-Mischungen eingesetzt (Standardmischungen für die Schweizer Landwirtschaft) . Der Ackerklee wird in Gras-Weissklee-Mischungen verwendet.
Rotklee ist in der Natur diploid (2n = 14 Chromosomen). Mit einer Behandlung der Keimlinge mit Cholchizin (Mitosegift) kann der Chromosomensatz verdoppelt werden (4n = 28 Chromosomen). Die so entstandenen tetraploiden Rotkleepflanzen wachsen üppiger.
In verschiedenen Ländern werden regelmässig Sortenlisten publiziert in denen die zugelassenen oder empfohlenen Sorten beschrieben werden: Deutschland: Beschreibende Sortenlisten des Bundessortenamt; Österreich: Österreichische beschreibende Sortenlisten; Schweiz: Liste der empfohlenen Sorten von Futterpflanzen.  

Literatur

Boller B, Tanner P, Schubiger FX, 2012. Pastor: ein neuer, für die Weide geeigneter Rotklee. Agrarforschung Schweiz 3(1), 20-27

Dietl W, Jorquera M, 2003. Wiesen- und Alpenpflanzen. Landwirtschaftliche Lehrmittelzentrale Zollikofen.

Hegi G,1964. Illustrierte Flora on Mittel-Europa. Vol. 4 Part. 3, Carl Hansen Verlag München.

Nüesch B, 1976. Untersuchungen und Beobachtungen an Hofsorten des Schweizer Mattenklees. Schweizerische Landwirtschaftliche Forschung 15: 401-410.

Schubiger FX, Lehmann J,1994. Stoffe mit östrogener Wirkung in Rotkleesorten. Agrarforschung 1 (8), 361-363.

Schubiger FX, Bosshard HR, Lehmann J, 1998. Futterwert von Rotklee. Agrarforschung 5 (4): 181-184.

Schubiger FX, Lehmann J, Daccord R, Arrigo Y, Jeangros B, Scehovic J,.2001. Nährwert von Wiesenpflanzen: Verdaulichkeit. Agrarforschung 8 (9): 354-359.