Titelbild Pflanzenkrankheiten - Schädlinge

Pflanzenkrankheiten und Schädlinge

Haferflugbrand (Ustilago avenae)

Haferflugbrand

charbon nu de l'avoine (franz.), black loose smut of oats (engl.)

Wissenschaftlicher Name: Ustilago avenae (Pers.) Rostrup
Synonyme: Ustilago hordei f.sp. avenae Boerema & Verh.

Taxonomie: Fungi, Basidiomycota, Ustilaginomycotina, Ustilaginomycetes, Ustilaginomycetidae, Ustilaginales, Ustilaginaceae

Haferflugbrand ist weltweit verbreitet. Er befällt den Kulturhafer und andere Avena-Arten. Befallener Hafer bildet statt Samen schwarzbraune Sporen aus. Diese werden mit dem Wind verbreitet und gelangen auf oder unter die Spelzen gesunder Haferährchen. Dort verbleiben die Brandsporen bis zur Aussaat in einer Ruhephase. Nach der Keimung des Samens wird der Pilz aktiv und infiziert den Keimling. Stark befallenes Saatgut führt zu hohen Ertragseinbussen. Vor der Einführung der Saatgutbehandlung betrug der Ertragsausfall bis zu 20% (Häni et al. 2008). Flugbrände spielen in der Saatgutproduktion eine wichtige Rolle und können bei Befall schnell zur Aberkennung führen (bei der Produktion von zertifiziertem Saatgut dürfen höchstens fünf Flugbrandähren pro 100 m2 vorkommen). Die Verwendung von zertifiziertem Saatgut verhindert einen Befall weitgehend. Eine Saatgutbehandlung ist möglich.

Krankheitsbild

Die auffälligen Symptome dieser Krankheit erscheinen zur Zeit des Rispenschiebens: Anstelle von Blüten und Samen werden schwarzbraune Sporenmassen gebildet. Diese sind zunächst von einem silbergrauen, runzeligen Häutchen umgeben, das bald zerreisst und die braunen Brandsporen freigibt.
Im Gegensatz zum Flugbrand des Weizens und der Gerste erscheinen die Brandrispen der erkrankten Pflanzen gleichzeitig mit den gesunden Blütenständen. Befallene Pflanzen bleiben häufig kleiner als gesunde. Die Rispenäste sind nicht gespreizt und die Ährchen sind nicht länglich, sondern rund. Später zur Reifezeit des Hafers bleibt von den kranken Rispen nur die Spindel übrig. Gelegentlich ist nur ein Teil der Ähre (die untere Hälfte) befallen.
Verwechslungsmöglichkeit: Der Haferflugbrand kann mit dem gedeckten Haferbrand (Ustilago hordei f. sp. avenae) verwechselt werden. Die Sporenlager des Haferflugbrandes sind nur kurz von einem silbergrauen Häutchen umgeben, während beim gedeckten Haferbrand die gesunden Spelzen als dünnes Häutchen erhalten bleiben.

Krankheitserreger

Die Brandsporen sind kugelig und haben einen Durchmesser von 6-7.5 µm. Ihre Wand ist dunkelbraun. Die Sporenoberfläche ist unterschiedlich stark mit feinen Warzen ausgestattet (Obst und Paul 1993).

Lebenszyklus

Ustilago avenae wird ausschliesslich mit dem Saatgut übertragen. Nach der Saat des Hafers wird das Myzel des Pilzes aktiv und dringt in den Keimling ein (Keimlingsinfektion). Es verbreitet sich systemisch in der Pflanze ohne sichtbare Schäden zu hinterlassen. Beim Rispenschieben werden die Samenanlagen und die Spelzen durch Brandsporen ersetzt. Während der Haferblüte werden sie mit dem Wind verbreitet und gelangen auf oder unter die Spelzen gesunder Haferährchen. Hier bleiben sie entweder bis zur Aussaat inaktiv oder sie keimen und bilden in den äusseren Zellschichten der Spelzen oder Körnern ein Dauermyzel. Dieses dringt erst nach der Aussaat in den Keimling ein.

Epidemiologie

Flugbrand ist eine rein samenbürtige Krankheit. Infiziertes Saatgut stellt daher die Hauptgefahr für eine weitere Ausbreitung der Krankheit dar. Infektionsquellen für gesunde Pflanzen sind Flugbrandpflanzen im eigenen Bestand oder in benachbarten Feldern. Infektionen erfolgen ausschliesslich während der Blüte, da zu diesem Zeitpunkt auch der Sporenflug stattfindet. Trockenes Wetter begünstigt eine Infektion, da die Spelzen dann geöffnet sind (Obst und Paul 1993). Für die Keimlingsinfektion ist eine Bodentemperatur von 16 °C optimal. Niedrigere Temperaturen während des Auflaufens verhindern eine Infektion.

Wirtsspektrum

Ustilago avenae befällt Hafer (Avena sativa) aowie zahlreiche weitere Haferarten: A. fatua, A. trisetum und Arrhenatherum elatius. Andere Getreidearten werden nicht infiziert.

Vorbeugende Massnahmen und Bekämpfung

  • Die Verwendung von feldbesichtigtem, anerkanntem Saatgut und die Wahl entsprechender Sorten können einen Befall weitgehend verhindern.
    Bei der Produktion von zertifiziertem Saatgut dürfen in der Schweiz maximal fünf mit Flugbrand befallene Ähren/Rispen pro 100 m2 vorkommen, für Vermehrungssaatgut gilt ein Maximum von zwei Ähren/Rispen pro 100 m2. Dabei dürfen befallene Ähren/Rispen nicht vor der Feldbesichtigung entfernt werden (Verordnung des WBF über Vermehrungsmaterial von Ackerpflanzen-, Futterpflanzen- und Gemüsearten). Mit dieser Massnahme soll eine Verschleppung der Krankheit über das Saatgut verhindert werden.
  • Eine schnelle Jugendentwicklung des Hafers fördern.
  • Eine Saatgutbehandlung mit Fungiziden kann den Flugbrand gezielt bekämpfen. Empfohlene und zugelassene Pflanzenschutzmittel zum Schutz gegen den Haferflugbrand finden Sie für die Schweiz im BLW Pflanzenschutzmittelverzeichnis (Bundesamt für Landwirtschaft); für Deutschland in der online Datenbank des BVL (Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit) und für Österreich im Pflanzenschutzmittelregister des BAES (Bundesamt für Ernährungssicherheit).

Literatur

Häni FJ, Popow G, Reinhard H, Schwarz A und Voegeli U, 2008. Pflanzenschutz im nachhaltigen Ackerbau. Edition LMZ, 7. Auflage. 466 S.

Obst A, Paul V, 1993. Krankheiten und Schädlinge des Getreides. Verlag Th. Mann: 184 S.

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