Cercosporidium Blattflecken (Cercosporidium graminis)

Cercosporidium Blattflecken


Scolécotrichose oder Cercosporidiose ou maladies des taches en bandes des graminées (fr.), Leaf streak or brown stripe (engl.)

Wissenschftlicher Name: Epichloë typhina (Pers.) Tul. & C. Tul. 
Hauptfruchtform: Mycosphaerella recutita (Fr.) Johanson
Synonyme: Scolecotrichum graminis Fuckel; Passalora graminis (Fuckel) Höhnel

Taxonomie: Fungi, Ascomycota, Dothideomycetes, Dothideomycetidae, Capnodiales, Mycosphaerellaceae

Cercosporidium graminis kommt in den gemässigten Klimazonen weltweit häufig vor. Der Parasit befällt viele verschieden Grasarten. In Europa wächst er vor allem auf Lieschgras (= Timothe, Phleum pratense) und Knaulgras (Dactylis glomerata). Raynal et al. (1989) vermuten, dass es innerhalb der Art Rassen mit einem eingeschränkten Wirtspflanzenkreis gibt. Der Pilz verursacht an den Blättern längliche, streifenförmige Flecken auf denen Konidienträgern als kleine schwarze Punkte sichtbar sind.

Cercosporidium Blattflecken (Cercosporidium graminis) an Knaulgras
Cercosporidium Blattflecken (Cercosporidium graminis) an LieschgrasAbb. 1. Knaulgras (Dactylis glomerata) (oben) und Lieschgras / Timothe (Phleum pratense) (unten) mit Blattflecken, verursacht durch Cercosporidium graminis

Schadbild

Erste Anzeichen eines Befalls durch C. graminis sind kleine, runde, wässrige Flecken an den Blättern und Blattscheiden. Mit der Zeit dehnen sich die Flecken zu länglichen, schmalen Streifen aus (Abb. 1). Diese sind meistens seitlich durch Blattadern begrenzt. Die streifenförmigen Flecken sind zuerst braun, später werden sie im Zentrum gräulich. Sie haben einen schmalen, violetten oder schokoladenbraunen Rand. Oft ist ein gelber Hof rund um die Flecken sichtbar. Im fortgeschrittenen Stadium der Krankheit wachsen die Streifen zusammen und die Blätter beginnen von der Spitze her abzusterben.
Die Krankheitssymptome variieren je nach Alter der Blätter und Wirtspflanzenart. Eindeutiges Zeichen eines Befalls durch C. graminis sind die vielen, kleinen, schwarzen Punkte auf den voll entwickelten Nekrosen, vorwiegend an der Blattspitze. Diese schwarzen Punkte, mit blossem Auge gerade noch sichtbar, sind in Reihen, parallel zu den Blattadern, angelegt und bestehen aus Büscheln von Konidienträgern (Abb. 3, 4 und 5).

Krankheitserreger

Cercosporidium graminis bildet innerhalb der Nekrosen und unterhalb der Spaltöffnungen ein dunkelbraunes kugeliges Stroma (= kompakte Struktur aus Pilzmyzel). Aus diesem Myzelknäuel entstehen Konidienträger, die dann büschelweise aus den Spaltöffnungen herauswachsen (Abb. 2 und 3). Die Büschel sind in Reihen angeordnet und sind als kleine schwarze Punkte von blossem Auge erkennbar. Die Konidienträger sind braun, 55-80 x 5-8.5 µm gross, nicht verzweigt, gerade oder gelegentlich leicht geknickt (Smith et al., 1989).
Die Konidien sind keulenförmig, messen 21-44 x 10-12 µm (Ellis, 1971) und haben 1 bis 3 Septen (meistens eine) (Abb. 3). Die Konidien besitzen ein auffällig verdicktes Hilum.

Cercosporidium Blattflecken (Cercosporidium graminis) Büschel von Konidienträgern mit Konidien
Cercosporidium Blattflecken (Cercosporidium graminis) Büschel von Konidienträgern mit KonidienAbb. 2. Typisch für einen Befall mit C. graminis sind schwarze Punkte auf den Blattflecken, bestehend aus in Büscheln angeordneten Konidienträgern.

Cercosporidium Blattflecken (Cercosporidium graminis) Büschel von Konidienträgern; KonidienAbb. 3. In Büscheln angeordnete Konidienträger von C. graminis (links), keulenförmige Konidien (mit 1 oder 2 Septen) (rechts)

Krankheitsverlauf und Epidemiologie

Der Pilz überwintert als Stroma in befallenen Pflanzenteilen. Im Frühling brechen die neu gebildeten Konidienträger durch die Epidermis und bilden Konidien, welche neue Infektionen verursachen.
Die Krankheit kommt während der ganzen Vegetationszeit vor. Sowohl junge als auch ältere Blätter werden befallen. Bei tiefen Temperaturen stoppt die Sporenbildung und der Pilz beginnt vermehrt Stroma zu bilden (auf künstlichen Nährmedien produziert C. graminis bei 20 °C am meisten Sporen). Im Vergleich zu anderen Blattkrankheiten der Gräser verläuft die Krankheitsentwicklung bei C. graminis langsam. Die Schäden können folglich vor allem bei zu langen Schnittintervallen oder bei der Saatgutproduktion von Bedeutung sein.

Wirtsspektrum

C. graminis befällt zahlreiche Gramineenarten: bei Sprague (1950) sind rund 150 verschiedene Arten als Wirtspflanzen aufgeführt. Knaulgras (Dactylis glomerata) und Lieschgras (=Timothe) (Phleum pratense) sind in Frankreich und in der Schweiz die anfälligsten Gräserarten. An vielen Pflanzen verhält sich C. graminis wie ein Schwächeparasit oder Saprophyt, befällt er doch die Pflanze erst nach einer Infektion durch einen anderen Parasiten.

Vorbeugende Bekämpfungsmassnahmen

Nach Raynal et al. (1989) gibt es mehrere Knaulgrassorten, die von Cercosporidium graminis nicht oder nur sehr schwach befallen werden. Sorten von Lieschgras (Timothe), welche wenig anfällig für Cladosporium phlei sind, scheinen auch von C. graminis weniger befallen zu werden. Cladosporium phlei öffnet möglicherweise Eintrittspforten für Cercosporidium graminis (Raynal et al. 1989).
In der Saatgutproduktion hat sich das Abbrennen der Grasstoppeln nach der Saatguternte bewährt. Damit wird die Menge an Inokulum im nächsten Jahr signifikant reduziert. In den meisten Ländern ist diese Pflanzenschutzmassnahme allerdings aus Gründen des Umweltschutzes verboten.

Literatur

Braverman SW, 1958. Leaf streak of orchardgrass, timothy and tall oatgrass incited by Scolecotrichum graminis. Phytopathology 48: 141 – 143.

Ellis MB, 1971. Dematiaceous Hyphomycetes. Commenwealth Mycological Institute Kew, Surrey England: 608 p.

Raynal G, Gondran J, Bournoville R, Courtillot M, 1989. Ennemis et maladies des prairies. INRA Paris: 249 S.

Smiley RW, Dernoeden PH, Clarke BB, 2005. Compendium of Turfgrass Diseases. APS Press Third Edition: 167 p.

Smith JD, Jackson N, Woolhouse AR, 1989. Fungal Diseases of Amenity Turf Grasses. E. & F.N. Spon, London.

Sprague R, 1950. Diseases of cereals and grasses in North America (Fungi, except smuts and rusts). The Ronald press Company, N.Y.: 538 S.