Blattflecken (Ascochyta sp.)

Ascochyta - Blattflecken


Ascochyta leaf blight (engl.)

Wissenschaftlicher Name: Diverse Ascochyta Arten, siehe Kapitel Wirtsspektrum
Hauptfruchtform: in den meisten Fällen Didymella spp. oder Didymosphaeria spp.

Taxonomie: Fungi, Ascomycota, Dothidemycetes, Pleosporomycetidae, Pleosporales, Incertae sedis

An Gräsern und Getreide können zahlreiche Arten der Gattung Ascochyta parasitieren. Sie verursachen in den seltensten Fällen einen nennenswerten Schaden. Ascochyta infiziert die Gräser während kühler, nasser Witterung über Schnittwunden und verursacht Blattflecken. An den Flecken bildet der Pilz Pyknidien mit Konidien (Pyknosporen).

Ascochyta Blattflecken an WiesenrispeAbb. 1. Ascochyta sp. an Wiesenrispe (Poa pratensis)

Schadbild

Ascochyta verursacht an Grasblättern ovale, längliche Flecken, die bis zu 5 mm lang werden können (Abb. 1). Die Flecken sind vom gesunden Teil der Blätter scharf abgegrenzt, aussen häufig schokoladen- bis rotbraun (vor allem auf der Blattunterseite erkennbar) und im Zentrum hellbraun. Oft befinden sich die Flecken an der Blattspitze. Auch können die Flecken die ganze Breite des Blattes einnehmen und grosse Teile des Blattes von der Nährstoffzufuhr abschnüren. Ein stark befallenes Blatt stirbt häufig von der Blattspitze her ab. Im Zentrum der Flecken (vor allem auf der Blattunterseite) können mit Hilfe einer Lupe, viele kleine dunkelbraune Fruchtkörper, die Pyknidien, beobachtet werden (Abb. 2).
Je nach Erregerart und Wirtspflanze kann das Schadbild variieren. Auf den Blattflecken werden aber früher oder später immer Pyknidien gebildet, die häufig von blossem Auge erkennbar sind.
Verwechslungsmöglichkeiten: Blattflecken von Drechslera sp. und Bipolaris sorokiniana sehen ähnlich aus, bilden aber keine Pyknidien.

Ascochyta Blattflecken an Englischem Raigras mit Pyknidien
Ascochyta Blattflecken an Englischem Raigras mit PyknidienAbb. 2. Ascochyta Blattflecken an Englischem Raigras, mit Pyknidien auf den Blattflecken

Pyknidien der Ascochyta an Englischem Raigras
Pyknidien der Ascochyta an Englischem RaigrasAbb. 3.
Pyknidien von A. desmazieri auf abgestorbenen Blättern des Englischen Raigrases

Krankheitserreger

A. desmazieri Cavara und A. leptospora (Trail) Hara (Synonym: A. sorghi Sacc. oder A. graminicola Sacc.) sind in Europa die wichtigsten vorkommenden Arten der Gattung Ascochyta (O’Rourke, 1976).
Bei A. desmazieri sind die Pyknidien im Blattgewebe eingebettet (Abb. 3). Sie sind kugelförmig mit einem Durchmesser von 160-220 µm und besitzen eine mit dunkelbraunen Zellen umfasste Mündungsöffnung (Ostiolum). In den Pyknidien befinden sich massenweise Pyknosporen (Abb. 4). Diese sind zylindrisch, hyalin, haben ungefähr in der Mitte eine Septe und sind 9-15 µm lang und 2-3 µm breit. Mit Hilfe eines Mikroskops sind in den Konidien Fetttröpfchen erkennbar.
Die Pyknidien von A. leptospora sind ebenfalls braun, kugelig und im Pflanzengewebe eingebettet. Sie sind aber etwas kleiner im Durchmesser: 75-130 µm. Die Pyknosporen sind spindelförmig und 10-18 x 2-3 µm gross.
Verwechslungsgefahr: Die Pyknidien und Pyknosporen werden nach Sprague (1950) häufig mit denjenigen der Eudarluca caricis (Biv.) O.E. Erikss (Synonym: Darluca filum (Biv.) Castagne) verwechselt. E. caricis ist allerdings ein Hyperparasit von diversen Rostpilzen, man findet ihn deshalb immer zusammen mit Uredosporen.

Pyknidien der Ascochyta an Englischem Raigras
Konidien der Ascochyta an Englischem RaigrasAbb. 4. Pyknidien und Konidien von Ascochyta desmazieri

Lebenszyklus:

Der Pilz überlebt ungünstige Perioden als Myzel oder in Form von Pyknidien in abgestorbenem Pflanzen (Smiley et al., 2005). Während feuchter Perioden entlassen die Pyknidien Konidien, die auf gesundes Pflanzengewebe gespritzt oder übertragen werden. Der Krankheitserreger dringt normalerweise über die beim Schneiden entstandenen Wunden ins Blatt ein. Innerhalb der Blattflecken bildet er Pyknidien, welche wiederum während feuchter Witterungsverhältnissen Konidien entlassen.
Manchmal werden auch Blütenteile befallen, was eine Saatgutübertragung wahrscheinlich macht. Auch können bereits Sämlinge befallen sein.
Viele Ascochyta spp. sind Saprophyten, andere benötigen mechanisch beschädigtes oder älteres Pflanzengewebe um die Gräser zu infizieren (Smith et al., 1989).

Epidemiologie

Die Krankheit kann während des ganzen Jahres beobachtet werden. Die ersten Flecken erscheinen bereits Ende Winter oder anfangs Frühling. Hohe Luftfeuchtigkeit oder regelmässige Bewässerung fördern den Befall im Sommer. Der Pilz benötigt während des Infektionsvorgangs einen Wasserfilm oder Wassertropfen auf der Blattoberfläche. Da er hauptsächlich über Schnittwunden in die Blätter dringt wird die Krankheit durch häufiges Schneiden gefördert.

Wirtsspektrum

Die Gattung Ascochyta umfasst beinahe 80 verschiedene Arten. Einige davon wachsen auf Gräsern (Punithalingam, 1979). Einen Schlüssel für die Bestimmung folgender ausgewählter Arten findet man bei Smiley et al. (2005):
A. agrostis Polosova wächst auf Agrostis alba L. und A. tenuis Sibth.; der Pilz kommt in Europa und Südamerika vor.
A. anthoxanthi Kalymbetov, auf Lolium perenne L.; Europa; wahrscheinlich nicht pathogen.
A. avenae (Petrak) Sprague und Johnson; Lolium perenne; Europa und Nordamerika; wahrscheinlich nicht pathogen.
A. controversa Punith.; L. perenne; Italien; wahrscheinlich nicht pathogen.
A. cynosuricola Punith.; Cynosurus cristatus L.; Grossbritannien (selten); wahrscheinlich nicht pathogen.
A. desmazieri Cav.; parasitiert L. perenne, L. multiflorum; Europa und Nordamerika; kommt verbreitet vor; gelegentlich ein wichtiger Krankheitserreger.
A. digraphidis Polosova; A. alba und L. perenne; Europa und Nordamerika; wahrscheinlich verbreitet vorkommend; wahrscheinlich nicht pathogen.
A. festucae Punith.; A. tenuis, F. ovina L., F. rubra L. und L. perenne; Europa; wahrscheinlich nicht pathogen.
A. festucae-erectae P. Henn.; L. perenne, F. rubra; Europa.
A. graminea (Sace.) Sprague and Johnson; Cynodon dactylon (L.) Pers.; Europa, Nordamerika, Afrika; wahrscheinlich nicht pathogen.
A. hordei Hara; Agropyron cristatum Gaertn und Festuca arundinacea Schreb.; Nordamerika;verbreitet; wahrscheinlich nicht pathogen.
A. hordeicola Punith.; auf Poa pratensis L.; schwach bis mittel pathogen.
A. leptospora (Trail) Hara; A. stolonifera L. A. tenuis, Chloris guyana Kunth., F. rubra, Holcus lanatus L., L. perenne, Cynosurus cristatus, Phleum pratense; weltweit verbreitet; viele Unterarten bekannt; je nach Wirtsart unterschiedlich pathogen.
A. missouriensis Sprague und Johnson; L. perenne; Europa; wahrscheinlich nicht pathogen.
A. phleina Sprague; F. arundinacea, Phleum pratense, Poa pratensis; in Nordamerika verbreitet; schwach bis mittel pathogen.
A. rhodesii Punith.; L. perenne; Grossbritannien.

O’Rourke (1976) zählt die beiden Arten A desmazieri und A. sorghi Sacc. (= A. leptospora (Trail) Hara, Synonym A. graminicola) zu den häufigsten in Irland vorkommenden Ascochyta Arten. Erstere befällt das Italienische (L. multiflorum) und das englische Raigras (L. perenne). A. sorghi hat ein breites Wirtspflanzenspektrum, welches auch den Weizen umfasst.

Vorbeugende Bekämpfungsmassnahmen

Ascochyta Arten verursachen im Futterbau in der Regel keine nennenswerten Schäden.
Rasenbau: Häufiges Schneiden fördert die Krankheit. Es wird empfohlen, so wenig wie nötig zu schneiden und den Schnitt erst dann durchzuführen, wenn die Blätter trocken sind. Die Bewässerung sollte früh am Morgen, solange Tau auf den Gräsern liegt, erfolgen. Die Bekämpfungsmassnahmen zielen darauf ab zu verhindern, dass der Pilz über Schnittwunden eindringen kann.
Bei starkem Befall sollte das Schnittgut entfernt werden.
Die Höhe der Stickstoffgaben nach dem Bedarf richten, die Gräser sollen gesund und kräftig wachsen können. 

Literatur

O’Rourke C.J., 1976. Diseases of grasses and forage legumes in Ireland. An Foras Taluntais, Dublin 4. 115 S.

Punithalingam E. 1979. Graminicolous Ascochyta species. Mycol. Pap. 142. Commonwealth Mycological Institute, Kew, England.

Smiley R.W., Dernoeden P.H. and Clarke B.B., 2005. Compendium of Turfgrass Diseases. APS Press Third Edition: 167 p.

Smith J.D., Jackson N. and Woolhouse A.R., 1989. Fungal Diseases of Amenity Turf Grasses. E. & F.N. Spon, London.

Sprague R. 1950. Diseases of cereals and grasses in North America (Fungi, except smuts and rusts). The Ronald press Company, N.Y.: 538 S.