Titelbild Pflanzenkrankheiten - Schädlinge

Pflanzenkrankheiten und Schädlinge

Getreidehähnchen (Oulema sp.)

Rothalsiges und blaues Getreidehähnchen


criocères des cereals (franz.); cereal leaf beetles oder oat slugworms (engl.)

Wissenschaftliche Namen: Oulema melanopus L. (Rothalsiges Getreidehähnchen) und Oulema lichenis Voet. (Blaues Getreidehähnchen) 

Taxonomie: Metazoa, Arthropoda, Insecta, Coleoptera, Chrysomelidae

Getreidehähnchen kommen in Europa verbreitet vor. Man findet sie auch in Nordasien und Nordafrika. In Nordamerika wurden sie eingeschleppt. In der Schweiz verursachen die Larven des Rothalsigen und des Blauen Getreidehähnchens Schäden an Weizen, Gerste oder Hafer. Die Jungkäfer fressen im Sommer ebenfalls an Futtergräsern.

Frassschaeden an Gräsern durch Getreidehaehnchen (Oulema sp.)Abb. 1. Frassschäden an Wiesenschwingel verursacht durch den Käfer des Getreidehähnchens (Oulema sp.)

Abb. 2. Getreidehähnchen (Oulema sp.): Frassschäden an Futtergräsern durch den Käfer im Frühling und durch Jungkäfer im Sommer

Schadbild

Die Käfer fressen während ihres kurzen Reifungsfrasses ab Anfang Mai langgestreckte Löcher zwischen den Blattrippen von Gräsern (Abb. 1 und 2). Die gleichen Symptome werden im Sommer und Herbst von den Jungkäfer ebenfalls an Gräsern verursacht. Die Schäden der Käfer sind in der Regel unbedeutend, zumal die Tiere mehrfach ihren Frassort wechseln.
Der Hauptschaden wird durch die Larven der Hähnchen verursacht. Sie schaben das Blatt bis zur Epidermis der Blattunterseite ab. Fahnenblätter werden von ihnen bevorzugt.
In Gebieten mit intensivem Getreidebau verursachen die Getreidehähnchen oft erhebliche Ertragsverluste vor allem an Weizen, Gerste und Hafer.
Das Rothalsige und das Blaue Getreidehähnchen können das Cocksfoot mottle Virus übertragen. Beide Arten übertragen das Virus auf das Knaulgras (Dactylis glomerata) sowohl im Larven- wie auch im adulten Stadium. Einmal infiziert, bleibt das Getreidehähnchen zwei Wochen infektiös.

Schädling

Der Käfer des Rothalsigen Getreidehähnchens (Abb. 3) hat einen roten Halsschild, die Flügeldecken sind metallblau, blaugrün bis schwarz (Zahradnik et al. 1985). Die Beine sind gelborange. Der Käfer wird 4 bis 4.5 mm lang. Die stark gewölbten Larven sind etwa 5 mm lang, gelblich gefärbt, haben eine dunkle Kopfkapsel und sechs kurze Beine. Sie sind von einem schwärzlichen Schleim überzogen (Kot) und sehen Nacktschnecken ähnlich.
Das Blaue Getreidehähnchen (Käfer) ist einheitlich metallblau bis blaugrün (auch der Halsschild) und 3 bis 4 mm lang. Die Larven sind kaum von denjenigen des Rothalsigen Getreidehähnchens zu unterscheiden.

Getreidehaehnchen (Oulema melanopus)Abb. 2. Käfer des Rothalsigen Getreidehähnchens (Oulema melanopus)

Biologie

Die Käfer überwintern im Boden von Wiesen, unter Pflanzenresten, an Waldrändern und Hecken (Häni et al. 2008). Ende April kommen sie aus ihren Winterquartieren hervor, machen einen Reifungsfrass an Gräsern und wandern dann anfangs Mai in die Getreidefelder ein. Nach der Paarung legen die Weibchen glänzende gelbe Eier einzeln oder in kurzen Reihen an die Oberseite der jeweils obersten Blätter ab. Die Eiablage zieht sich von Mai bis Juni hin. Eine trockene und warme Witterung begünstigt die Eiablage (100 bis 300 Eier pro Weibchen).
Die Larven schlüpfen nach 8 - 10 Tagen und fangen sofort mit Fressen an. Der Larvenfrass findet während zwei bis drei Wochen statt. Die Verpuppung der Larven des Rothalsigen Getreidehähnchens findet nach dem 4. Larvenstadium etwa 2-5 cm tief im Boden statt. Die Blauen Getreidehähnchen verpuppen sich in weissen, erhärteten Schaumkokons an der Wirtspflanze.
Die Jungkäfer schlüpfen Ende Juli. Bis Oktober fressen sie in Getreide- oder Gräserbeständen und ziehen sich anschliessend in ihre Winterquartiere zurück. In der Schweiz entsteht nur eine Generation pro Jahr.

Epidemiologie

Warme und trockene Witterung während des Frühlings und Sommers begünstigt die Vermehrung der Getreidehähnchen. Dagegen führt nasskaltes Wetter im Sommer zu einer erhöhten Sterberate der Larven und Puppen.
Getreidehähnchen treten bei Spätsaaten gehäuft auf. An Wintergetreide grenzende Sommergetreidefelder sind stärker gefährdet.

Wirtsspektrum

Getreidehähnchen können alle Getreidearten, vor allem Sommerformen, befallen. Sie bevorzugen aber Weizen und Hafer. Das Rothalsige Getreidehähnchen trifft man gelegentlich auch auf Mais. Futter- und Wildgräser zählen ebenfalls zu den Wirtspflanzen.

Vorbeugende Massnahmen und Bekämpfung

  • Eier und Larven werden gerne von Marienkäfern, Laufkäfern, Florfliegenlarven und Raubwanzen gefressen. Bestimmte Schlupfwespen und ein Pilz der Gattung Entomophthora töten die Larven ebenfalls ab. Eine Förderung dieser natürlichen Feinde kann einiges bei der Eindämmung der Getreidehähnchen bewirken.
  • Schäden entstehen, wenn das Fahnenblatt befallen ist. Bei Weizen bewirkt eine Larve pro Fahnenblatt etwa eine Ertragseinbusse von 10 Prozent.
  • Eine direkte Bekämpfung mit chemischen Pflanzenschutzmitteln ist möglich. In der Schweiz sind Betriebe, die gemäss dem ökologischen Leistungsnachweis (ÖLN) wirtschaften, verpflichtet, Pflanzenschutzmittel nur gemäss dem Schadschwellenprinzip anzuwenden. Schadschwellen, beziehungsweise Bekämpfungsschwellen, geben einen Anhaltspunkt, bei welcher Dichte eine Bekämpfung mit Pflanzenschutzmitteln erfolgen soll und wirtschaftlich sinnvoll ist (Schadschwellen für die Schweiz: Agridea, Datenblätter Ackerbau).

Literatur

Häni FJ, Popow G, Reinhard H, Schwarz A, Voegeli U, 2008. Pflanzenschutz im nachhaltigen Ackerbau. Edition LMZ, 7. Auflage. 466 S.

Zahradnik J, Jung I, Jung D, et al., 1985. Käfer Mittel- und Nordwesteuropas. Parey, Berlin, ISBN 3-490-27118-1.

Wir benutzen Cookies

Wir nutzen Cookies auf unserer Website. Einige von ihnen sind essenziell für den Betrieb der Seite, während andere uns helfen, diese Website und die Nutzererfahrung zu verbessern (Tracking Cookies). Sie können selbst entscheiden, ob Sie die Cookies zulassen möchten. Bitte beachten Sie, dass bei einer Ablehnung womöglich nicht mehr alle Funktionalitäten der Seite zur Verfügung stehen.