Titelbild Pflanzenkrankheiten - Schädlinge

Pflanzenkrankheiten und Schädlinge

Gemeine Spinnmilbe (Tetranychus urticae)

Gemeine Spinnmilbe

acarien jaune commun (franz.); twospotted spider mite (engl.)

wissenschaftlicher Name: Tetranychus urticae Koch.

Taxonomie: Animalia, Arthropoda, Arachnida, Acari, Prostigmata, Tetranychidae

Die gemeine Spinnmilbe (Tetranychus urticae) ist ein wichtiger Schädling an vielen Kultur- und Zierpflanze sowohl im Gewächshaus als auch im Freien. Die Spinnmilben saugen an der Blattunterseite Pflanzensaft aus den Zellen. Als Schutz bilden sie ein dichtes Gespinst aus Spinnfäden. Sie erzeugen mehrere Generationen pro Jahr und kommen oft in sehr grossen Populationen vor. Bei starkem Befall kann ein gezielter Einsatz von Raubmilben oder das Besprühen der Himbeeren mit einem pflanzlichen Öl (Rapsöl) helfen, die Spinnmilben zu kontrollieren.

Gemeine Spinnmilbe (Tetranychus urticae) an HimbeerenAbb. 1. Ein Befall mit der Gemeinen Spinnmilbe (Tetranychus urticae) verursacht an der Blattoberseite blasse, glanzlose Flecken. Später verfärben sich die Blätter gelb, silbern oder bronzen.

Gemeine Spinnmilben (Tetranychus urticae) an Himbeeren: Blattunterseite
Gemeine Spinnmilben (Tetranychus urticae) an Himbeeren: BlattunterseiteAbb. 2. Gemeine Spinnmilbe (T. urticae): Die Milben und die seidenartigen Gespinste befinden sich an der Unterseite der Blätter.

Schadbild

Der Milbenbefall ist im Allgemeinen in trockenen, heissen Jahreszeiten und bei gestressten Pflanzen am grössten. Auch ein Witterungsschutz fördert die Entwicklung der Spinnmilben. Die Milben stechen an der Blattunterseite die Pflanzenzellen an und saugen Pflanzensaft, wodurch sich an der Blattoberseite blasse, glanzlose Flecken bilden (Abb. 1). Bei stärkerem Befall verfärbt sich die Blattoberseite gelb, silbern oder bronzen. An der Unterseite der Blätter befinden sich seidenartige Gespinste (Abb. 2), wo zahlreiche dunkle Kot-Tröpfchen sichtbar sind. Bei starkem Befall kann dieses Gespinst ganze Blätter bedecken und sich auch über die Blattstiele und Stängel erstrecken. Ein Spinnmilbenbefall beginnt in der Regel an den unteren Blättern und entwickelt sich nach oben. Die Milben sind sehr klein und nur mit einer Lupe erkennbar. Stark befallene Blätter rollen sich ein und fallen frühzeitig ab.

Beschreibung des Schädlings

Die ausgewachsenen Weibchen sehen kleinen Spinnen ähnlich und haben 8 Beine. Sie sind 0.5 - 0.6 mm lang, blass gelblich oder grünlich (die überwinternden Weibchen sind orange bis ziegelrot) (Alford 2012). Die gemeine Spinnmilbe hat zwei dunkle Flecken auf der Oberseite ihres ovalen Körpers und hat lange Borsten sowohl am Körper als auch an den Beinen. Die ausgewachsenen Männchen sind kleiner, dünner und zugespitzter als die Weibchen.
Die Eier messen 0.13 mm im Durchmesser, sind kugelförmig und durchscheinend. Vor dem Schlüpfen sind sie rötlich gefärbt.
Die Larven und Nymphen sind hellgrün und beide Formen haben seitlich zwei dunkle Flecken. Die Larven haben im Gegensatz zu den Nymphen und adulten Tieren nur sechs Beine.
Neben der Gemeinen Spinnmilbe kommen weltweit noch andere Arten von Spinnmilben an Rubus spp. vor.

Lebenszyklus

Die weiblichen Milben überwintern auf abgestorbenen Blättern am Boden, in Ritzen von Pfählen und an vielen anderen ähnlichen Verstecken. Sie werden im März oder April aktiv und besiedeln die sich entwickelnden Blätter der Himbeere, wo sie ihre Eier an die Blattunterseite ablegen. Die Larven schlüpfen innerhalb von etwa 2 Wochen (diese Entwicklung kann sich bei Temperaturen unter etwa 12 °C aber stark verzögern). Jährlich gibt es mehrere (oft bis zu sieben) sich überschneidende Generationen, wobei die Milben ein Ei-, ein Larven- und ein Nymphenstadium durchlaufen, bevor sie heranreifen (Alford 2014). Die Entwicklung vom Ei zum erwachsenen Tier dauert im Sommer etwa 3 bis 4 Wochen und verläuft unter heissen, trockenen Bedingungen besonders schnell. Die Milbenkolonien befinden sich hauptsächlich auf der Unterseite der Blätter, die durch feine Gespinste geschützt sind. Die erwachsenen Tiere überleben im Sommer etwa einen Monat lang, wobei ein Weibchen in seinem Leben etwa 100 Eier legt. Aus unbefruchteten Eiern entwickeln sich Männchen, aus befruchteten Eiern Weibchen (Alford 2014). Die weiblichen Winterformen erscheinen ab September, als Reaktion auf die kurzen Tage. Sie färben sich erst orange und dann rot und suchen nach der Paarung einen geeigneten Unterschlupf zum Überwintern. Die Männchen und Sommerweibchen sterben.

Wirtsspektrum

Die gemeine Spinnmilbe (Tetranychus urticae) ist ein häufig vorkommender Schädling an vielen Kultur- und Zierpflanzen im Gewächshaus und im Freiland. Sie befällt neben Himbeeren unter anderem auch Erdbeeren, Apfelbäume, Weinreben, Bohnen und Gurken.

Vorbeugende Massnahmen und Bekämpfung

  • Zurückhaltende Stickstoffdüngung
  • In Trockenperiode Himbeersträucher ausreichend bewässern. Feuchtigkeit stört die Entwicklung der gemeinen Spinnmilbe (Achtung: Feuchtigkeit fördert den Befall der Früchte mit Botrytis)
  • Himbeeren nur während der Erntezeit vor Regen schützen
  • Raubmilben fördern und schonen (Falls eine Behandlung mit Schädlingsbekämpfungsmittel nötig ist, unbedingt solche mit geringer Toxizität für Raubmilben wählen).
  • Blätter regelmässig (wöchentlich) auf Milben untersuchen. Das erste Anzeichen sind Gespinste auf der Unterseite der Blätter. Zum Zählen der Milben eine Handlupe (10 x) verwenden.
  • Biologische Bekämpfung mit Nützlingen (Raubmilben), erhältlich zum Beispiel bei Andermatt Biocontrol
  • Direkte Bekämpfung der Spinnmilben mit pflanzlichen (oder mineralischen) Ölen oder natürlichen Fettsäuren (Betriebsmittelliste für den biologischen Landbau in der Schweiz)
  • Abgefallenes Laub entfernen und vernichten (Winterquartiere für die gemeine Spinnmilbe)
  • Zugelassene Pflanzenschutzmittel zum Schutz gegen die Gemeine Spinnmilbe finden sie für die Schweiz im BLW Pflanzenschutzmittelverzeichnis und für Deutschland in der online Datenbank des BVL (Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit).

Literatur

Alford DV, 2014. Pests of fruit crops. A colour handbook, second edition. CRC Press, Taylor & Francis group: 461 S.

Ellis MA, Converse RH, Williams RN, Williamson B, 1991. Compendium of Raspberry and Blackberry Diseases and Insects. The American Phytopathological Society, St. Paul Minnesota: 100 p.

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