Blattläuse an Karotten
Die wichtigsten Blattläuse an Karotten / Möhren (deutscher, französischer, englischer und wissenschaftlicher Name):
Mehlige Möhrenblattlaus, puceron de la carotte, waxy carrot aphid, Semiaphis dauci F.
Gierschblattlaus, puceron du saule, willow-carrot aphid, Cavariella aegopodii Scop.
Taxonomie: Animalia, Arthropoda, Insecta, Pterygota, Hemiptera, Aphididae
Die Mehlige Möhren- (Semiaphis dauci) und die Gierschblattlaus (Cavariella aegopodii) sind die wichtigsten Blattläuse der Karotten / Möhren. Die Möhrenblattlaus macht keinen Wirtswechsel und ernährt sich hauptsächlich von wilden und kultivierten Karotten. Sie verursacht eine Blattkräuselung und ein Einrollen der jungen Blätter. Die Gierschblattlaus lebt im Winter auf Weiden (Salix spp.) und im Sommer auf verschiedenen Doldengewächsen. Hier saugt sie an den Blättern und bewirkt neben einer Blattkräuselung auch eine rötliche oder gelbe Verfärbung des Blattgewebes. Die Blattlauspopulationen beider Arten werden meist durch die Aktivität der natürlichen Feinde soweit kontrolliert, dass keine wirtschaftlichen Schäden entstehen. Beide Arten können Pflanzenviren auf Karotten übertragen.
Abb. 1. Möhrenblattläuse (Semiaphis dauci) an Karotten
Mehlige Möhrenblattlaus (Semiaphis dauci)
Schadbild und Schadwirkung
Die Möhrenblattlaus verursacht eine Blattkräuselung und ein ausgeprägtes Einrollen der jungen Blätter, an deren Unterseite sich die Blattlauskolonien befinden. Das Karottenkraut verfärt sich gelblich und die Pflanzen bleiben im Wachstum zurück. Später im Jahr sind die Blattläuse auch in den Dolden zu finden.
Schadwirkung: S. dauci überträgt das Selleriemosaikvirus (CeMV) und andere nicht persistente Viren (Lampel und Meier 2007; Schwarz et al. 1990).
Verwechslungsmöglichkeit: Der Möhrenblattfloh (Trioza apicalis) verursacht ein ähnliches Schadbild.
Beschreibung der Möhrenblattlaus
Die Körperlänge der erwachsenen, nicht geflügelten Möhrenblattlaus (Semiaphis dauci) beträgt 1.3-2.1 mm (Influential points). Der Körper ist blass blaugrün gefärbt und leicht mit Wachs bestäubt. Der Kopf ist dunkelgrau. Auf dem Hinterleib (Abdomen) befinden sich oberhalb des Schwänzchens (Cauda) dunkle Querstreifen. Die Fühler sind etwa halb so lang wie der Körper. Die dunklen Hinterleibsröhren (Siphonen) sind sehr kurz, nur etwa 0.5-mal so lang wie die Cauda oder kürzer. Die Cauda ist zungenförmig und etwa 1.3-mal so lang wie ihre basale Breite.
Die geflügelten Möhrenblattläuse haben einen grünen Hinterleib mit dunklen Querstreifen auf dem Rücken.
Lebenszyklus
Die Möhrenblattlaus bleibt während ihrer gesamten Entwicklung auf Blättern, Trieben oder Dolden von verschiedenen Doldengewächsen (Apiaceae). Sie macht keinen Wirtswechsel.
Ab Mai-Juni besiedelt die erste Generation die Karottenkulturen. Im Frühjahr und Sommer vermehrt sich die Möhrenblattlaus parthenogenetisch (lebendgebärend, Fortpflanzung ohne Befruchtung). Es entstehen mehrere Generationen von nicht geflügelten (teilweise auch geflügelten) Blattläusen (Lampel und Meier 2007). Gegen Ende des Sommers erscheinen die geschlechtsreifen Läuse (Sexuales), wobei nur die Männchen geflügelt sind. Die befruchteten Weibchen legen Wintereier. Die Überwinterung erfolgt im Eistadium vor allem auf wilden Möhren.
Wirtspflanzen der Möhrenblattlaus
Die häufigsten Wirtspflanzen der Möhrenblattlaus sind die wilden oder kultivierten Karotten / Möhren (Daucus carota). Sie besuchen aber auch mehrere anderen Arten der Familie Apiaceae, unter anderem auch den Giersch (Aegopodium podagraria).
Vorbeugende Massnahmen und Bekämpfung (gilt auch für Gierschblattlaus)
- Förderung von Nützlingen (Marienkäfer, Schwebfliegen, Florfliegen).
- Ökologischer / biologischer Anbau: Einsatz von Pflanzenschutzmittel auf der Basis von Fettsäuren, Maltodextrin, Rapsöl, Pyrethrin oder Quassiaextrakt (Betriebsmittelliste für den biologischen Anbau in der Schweiz und Andermatt Biocontrol). Im geschützten Anbau ist der Einsatz von Nützlingen möglich (Andermatt Biocontrol).
- Zugelassene Pflanzenschutzmittel zum Schutz gegen Blattläuse an Karotten / Möhren finden Sie für die Schweiz im Pflanzenschutzmittelverzeichnis des BLW; für Deutschland in der online Datenbank des BVL (Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit) und für Österreich im Verzeichnis der zugelassenen Pflanzenschutzmittel
Gierschblattlaus (Cavariella aegopodii)
Schadbild und Schadwirkung
Das Saugen der Gierschblattläuse an den Blättern führt zu einer Kräuselung und einer rötlichen oder gelben Verfärbung des Blattgewebes. Ausserdem sammelt sich Honigtau auf den Blättern an, was zum Beispiel bei Petersilie zu einem Totalverlust führen kann.
Schadwirkung: Die wirtschaftliche Bedeutung der Gierschblattlaus hängt mit ihrer Fähigkeit zusammen, Viren auf Karotten zu übertragen, das Carrot mottle dwarf virus und das carrot red leaf virus (Lampel und Meier 2007). Eine Infektion mit diesen Viren führt zu einer Rot- oder Gelbfärbung der Karottenblätter und zu Kümmerwuchs.
Beschreibung der Gierschblattlaus
Die überwinternden Eier sind glänzend schwarz und befinden sich in der Nähe der Knospenachseln von Weiden (Salix spp.) (Capinera 2001).
Auf Weiden lebende Gierschblattläuse sind rostbraun oder rot (Capinera 2001).
Die flügellosen Blattläuse der Sommerpopulationen, die sich auf den Blättern von Doldengewächsen entwickeln, sind grün bis gelblich-grün und länglich (1.5-2.8 mm lang) (Influential points). Die Spitzen der Fühler und der Beine sind bräunlich. Die Fühler sind etwa 0.4-mal so lang wie der Körper. Die Hinterleibsröhren (Siphonen) sind leicht keulenförmig und etwa doppelt so lang wie das Schwänzchen (Cauda). An der Unterseite der Läuse befindet sich vor der Cauda ein vorstehender Fortsatz (Supracaudalfortsatz), der eine ähnliche Form hat wie die Cauda.
Die geflügelten Gierschblattläuse haben einen schwarzen Fleck auf der Rückseite des Hinterleibs (Abdomen) sowie dunkle Schwänzchen und Hinterleibsröhren.
Lebenszyklus
Die Überwinterung erfolgt im Eistadium auf verschiedenen Arten von Weiden (Hauptwirt). Nach dem Schlüpfen der jungen Läuse im Frühjahr, vermehren sich diese parthenogenetisch (lebendgebärend, Fortpflanzung ohne Befruchtung), wobei mehrere Generationen heranwachsen können. Anschliessend bilden sich geflügelte Formen, die auf Doldengewächsen (Nebenwirte, Sommerwirte) abwandern und diese besiedeln. Auf den Sommerwirten kann es zu Massenvermehrungen kommen. Im Herbst verlassen geflügelte Blattläuse (Gynoparae) und geflügelte Männchen die Sommerwirte und fliegen zu den Hauptwirten zurück. Einige Blattläuse können in geschützten Lagen auf den Sommerwirten erfolgreich überwintern. Nach dem Rückflug gebären die Gynoparae die eierlegenden Geschlechtstiere. Letztere paaren sich mit den zugeflogenen Männchen (Lampel und Meier 2007). Die Weibchen legen danach die befruchteten Eier zur Überwinterung auf Weiden ab. Die eierlegenden Blattläuse unterscheiden sich von den Sommerformen, sind aber den Blattläusen im zeitigen Frühjahr ähnlich und sind rostbraun und schwarz.
Wirtspflanzen der Gierschblattlaus
Die Hauptwirte der Gierschblattlaus sind verschiedene Arten von Weiden (Salix spp.). In den Sommermonaten ernährt sie sich von Doldengewächsen (Apiaceae). Zu den befallenen Gemüsearten gehören unter anderem wilde und kultivierte Karotten, Knollensellerie, Fenchel, Pastinaken, verschiedene Kräuter (Petersilie. Anis, Dill, Kümmel, Liebstöckel) sowie Unkräuter wie Giersch / Geissfuss (Aegopodium podagraria).
Vorbeugende Massnahmen und Bekämpfung
Siehe oben: Möhrenblattlaus (Semiaphis dauci)
Literatur
Capinera JL, 2001. Handbook of Vegetable Pests. Academic Press New York: 729 S.
Lampel G, Meier W, 2007. Hemiptera: Sternorrhyncha – Aphidina, Teil 2: Aphididae. Fauna Helvetica 16, Schweizerische Entomologische Gesellschaft: 523 S.
Schwarz A, Etter J, Künzler R, Potter C, Rauchstein HR, 1990. Pflanzenschutz im integrierten Gemüsebau. Verlag Landwirtschaftliche Lehrmittelzentrale , 3052 Zollikofen, 321 S.