Titelbild Pflanzenkrankheiten - Schädlinge

Pflanzenkrankheiten und Schädlinge

Tomatenminierfliege (Liriomyza bryoniae)

Tomatenminierfliege

Mouche mineuse des feuilles de tomate (franz.); tomato leaf miner (engl.)

wissenschaftlicher Name: Liriomyza bryoniae Kaltenbach

Taxonomie: Animalia, Arthropoda, Insecta, Diptera, Agromyzidae

Die Tomatenminierfliege (Liriomyza bryoniae) führt vor allem im gedeckten Tomatenanbau unter Glas zu wirtschaftlichen Schäden. Die Larven verursachen stark gewundene Miniergänge in den Blättern. Im Gewächshaus kann die Tomatenminierfliege gut mit Schlupfwespen oder Raubwanzen bekämpft werden.

Tomatenminierfliege (Liriomyza bryoniae) Miniergänge in Tomaten
Tomatenminierfliege (Liriomyza bryoniae) Miniergänge in TomatenAbb. 1. Miniergänge in Tomatenblättern, verusacht durch die Larven der Tomatenminierfliege (Liriomyza bryoniae):

Abb. 2. Miniergänge der Tomatenminierfliege (L. bryoniae), Puppenstadium (3. Bild)

Schadbild

Die Larven der Tomatenminierfliege fressen meist dicht unter der Blattoberseite und bohren sich durch das Pflanzengewebe (Abb. 1 und 2). Die Blattminen verlaufen unregelmässig, sind gewunden und kreuzen öfters die Blattadern. Die Minen sind in der Regel cremefarben, wobei die Ausscheidungen der Larven als unterbrochene schwarze Linie (Kotspur) über die gesamte Länge der Blattmine zu sehen sind. Bei den Larven der Agromyzidae befindet sich die Kotspur am Rand der Mine, während diese bei den Schmetterlings-Larven (Miniermotten) in der Mitte liegen.
Die Einstichstellen der Fliegen für die Pflanzensaftentnahme sind auf der Blattoberseite als punktförmige, weisse Flecken sichtbar (Schwarz et al. 1990).

Beschreibung des Schädlings

Liriomyza bryoniae ist in Südeuropa im Freiland weit verbreitet. Im übrigen Europa kann sich dieser Schädling überall dort ausbreiten, wo seine Wirtspflanzen unter Glas angebaut werden (OEPP/EPPO 2022). Der Lebenszyklus der Minierfliege umfasst folgende Stadien: Ei, drei Larvenstadien, ein Puppenstadium und die erwachsene (adulte) Minierfliege:
Die Eier sind 0.25 mm lang, oval und weiss.
Die Larve ist eine kopflose Made mit einem verhärteten (sklerotisierten) Mundhaken. Die Larve wird mit jedem der drei Larvenstadien grösser (0.57 mm bis etwa 2.5 mm). Ältere Larven sind vorne gelb-orange und hinten cremefarben.
Die Puppen sind oval, goldgelb bis dunkelbraun-schwarz.
Die adulten Weibchen sind 2.0-2.3 mm lang, die Männchen 1.5 mm. Von oben betrachtet sind sie überwiegend schwarz, haben aber eine gelbe Stirn und ein gelbes Scutellum (Schildchen auf dem Rücken) (Abbildung der Fliege). Die Flugfähigkeit ist eingeschränkt. Die grossräumige Verbreitung erfolgt durch den Transport von befallenem Pflanzenmaterial.

Unterscheidung von anderen Liriomyza Arten

Die Agromyzidae sind eine Familie kleiner Fliegen, deren Larven sich vom inneren Gewebe von Pflanzen ernähren, oft sind sie Blattminierer (OEPP/EPPO 2022). Einige Arten sind polyphag, das heisst sie ernährenn sich von sehr vielen, verschiedenen Kulturen und sind deshalb in weiten Teilen der Welt zu Schädlingen in der Landwirtschaft und im Gartenbau geworden. Dazu gehören vier Liriomyza-Arten, die in den Pflanzenquarantänegesetzen verschiedener Länder aufgeführt sind: L. bryoniae, L. huidobrensis, L. sativae und L. trifolii. Alle vier Arten sind einander sehr ähnlich. Die Bestimmung auf Artniveau ist mit Stärkegelelektrophorese und Enzymfärbung möglich.

Lebenszyklus

Die Paarung findet unmittelbar nach dem Schlüpfen der erwachsenen Fliegen aus den Puppen statt (OEPP/EPPO Datasheet). Die Weibchen stechen mit ihrem Legestachel in die Blätter der Wirtspflanzen und verursachen Wunden, die als Frasssstellen (auch für die Männchen) oder zur Eiablage dienen. Die Eier werden einzeln direkt unter die Blattoberseite gelegt. Die Eiablage dauert zwischen 4 bis 8 Tagen bei einer Durchschnittstemperatur von ca. 20 °C. Die Weibchen legen durchschnittlich sieben Eier pro Tag. Im Gewächshaus legt die Minierfliege vom Frühling bis in den Herbst Eier.
Es gibt drei Larvenstadien, die je nach Temperatur 7-13 Tage dauern. Die Larven fressen dicht unter der Blattoberseite und bilden eine stark gewundene Blattmine. Kurz vor der Verpuppung schneiden die reifen Larven Austrittspforten an der Blattoberseite. Die Larven lassen sich auf den Boden fallen und verpuppen sich in der Nähe der Bodenoberfläche. Gelegentlich verpuppen sich die Larven auch auf der Ober- oder Unterseite der Blätter. Die Dauer des Verpuppungsstadiums hängt von der Temperatur ab, beträgt aber im Gewächshaus im Frühling und Sommer durchschnittlich 3 Wochen. Im Winter machen die Puppen eine Diapause bis zum nächsten Frühjahr.
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Wirtsspektrum

Liriomyza bryoniae hat ein äusserst breites Wirtsspektrum (polyphage Art). Zu den wichtigsten Wirtspflanzen gehören neben Tomaten (Lycopersicon esculentum) auch Kohl (Brassica oleracea), Gurken (Cucumis sativus) und Zucchini (Cucurbita pepo).

Vorbeugende Massnahmen und Bekämpfung

Eine Bekämpfung ist nur im geschützten Anbau (Gewächshaus) gelegentlich erforderlich:

Literatur

Schwarz A, Etter J, Künzler R, Potter C, Rauchstein HR, 1990. Pflanzenschutz im integrierten Gemüsebau. Verlag Landwirtschaftliche Lehrmittelzentrale , 3052 Zollikofen, 321 S.

OEPP/EPPO (2022), PM 7/53 (2) Liriomyza spp.. EPPO Bull, 52: 326-345 (Link).

OEPP/EPPO (). Data Sheets on Quarantine Pests Liriomyza bryoniae (Link).