Blattflecken
taches foliaires, cercosporiose (franz.); Cercospora leaf spot (engl.)
wissenschaftliche Namen: Cercospora beticola Sacc., Ramularia beticola Fautrey & Lambotte
Taxonomie: Fungi, Ascomycota, Dothideomycetes, Capnodiales, Mycosphaerellaceae
Die Cercospora-Blattfleckenkrankheit, die durch den Pilz Cercospora beticola verursacht wird, ist eine der wichtigsten Blattkrankheiten der Roten Bete (Randen), von Mangold, Krautstiel und Zuckerrübe. C. beticola tritt häufig gemeinsam mit Ramularia beticola auf. Die Krankheitssymptome der beiden Pilzarten sind oft schwer zu unterscheiden. C. beticola bildet kreisrunde Blattflecken mit hellbraunem Zentrum und rötlichem Rand. Die Blattflecken von R. beticola sind in der Regel etwas grösser, eher eckig und haben einen schmalen, dunkelbraunen Rand. Beide Krankheitserreger überwintern auf infizierten Ernterückständen im Boden. Als vorbeugende Bekämpfungsmassnahme wird eine Fruchtfolge mit dreijähriger Anbaupause für Gänsefussgewächse und das Unterpflügen der Ernterückstände empfohlen.
Abb. 1. Blattflecken an Randen: Die wichtigsten Blattfleckenerreger der Randen sind Cercospora beticola und Ramularia beticola.
Schadbild
Cercospora beticola kommt oft gemeinsam mit Ramularia beticola vor (Crüger at al. 2002). Die Krankheitssymptome der beiden Pilzarten sind oft schwer zu unterscheiden (Abb. 1 und 2).
Cercospora beticola: Die kreisrunden Blattflecken sind anfangs klein (ca. 2 mm im Durchmesser) und können sehr zahlreich auftreten. Die Flecken haben ein hellbraunes Zentrum mit einem rötlichen Rand. Dies hilft, um sie von Ramularia-Blattflecken zu unterscheiden. Die Blattflecken werden grösser (3-5 mm), bleiben kreisförmig oder länglich, wachsen zusammen und können zu einem erheblichen Verlust an Blattfläche führen. Die Blattflecken treten zunächst nesterweise auf und breiten sich dann über das ganze Feld aus.
Innerhalb der voll ausgebildeten Flecken sind kleine schwarze Punkte sichtbar. Dabei handelt es sich um ein Geflecht aus Pilzmyzel (Harveson et al. 2009). Das abgestorbene Gewebe in der Mitte wird brüchig und fällt teilweise ab. Bei feuchter Witterung bildet sich vor allem auf der Blattunterseite ein gelblich-weisser Belag, bestehend aus Konidienträgern mit Konidien. Stark befallene Blätter verfärben sich zuerst gelb, dann braun und sterben ab. Danach bildet die Pflanze neue Blätter, die aber wieder erkranken und absterben. Die Vergilbung wird durch Giftstoffe des Pilzes (Cercosporin und Beticolin) verursacht.
Ramularia beticola: Die Ramularia-Blattflecken sind hellbraun und eher eckig. Mit einem Durchmesser von 5 bis 10 mm sind sie in der Regel grösser als Cercospora-Blattflecken (Koike et al. 2007). Ramularia-Blattflecken haben nicht den charakteristischen rotbraunen Rand der Cercospora-Blattflecken, sondern einen dunkelbraunen Rand. Befallene Blätter werden gelb und sterben ab. Die Unterseite der Blattflecken ist weiss und körnig. Auf den Blattflecken sind keine schwarzen Punkte sichtbar.
Neben den beiden oben genannten Krankheiten kann die Alternaria-Blattfleckenkrankheit (Alternaria alternata) auch Rote Bete, Mangold, Krautstiel und Zuckerrüben befallen. Die Blattflecken erscheinen früher, sind rund und weisen konzentrische Ringe auf (Buser et al. 2013).
Abb. 3. Konidien der Cercospora beticola: Ein Blattfleckenerreger der Randen
Abb. 4. Konidienträger und Konidien (gefärbt) der Ramularia beticola (an Zuckerrüben)
Beschreibung der Krankheitserreger
Cercospora beticola: Die unverzweigten braunen Konidienträger wachsen büschelweise aus den Spaltöffnungen. An ihren Enden bilden sich Sporen (Konidien). Diese sind nadelförmig und haben 3 bis 14 Septen (Koike et al. 2007). Die Länge der Konidien variiert meist zwischen 78 und 228 µm und die Breite an der Basis zwischen 4.4 und 6.3 µm (Abb. 3). Im Blattgewebe bilden sich dunkle sklerotienartige Myzelklumpen, die längere Zeit im Boden überleben können. Eine geschlechtliche Fortpflanzung (Hauptfruchtform) wurde bisher nicht gefunden.
Ramularia beticola: Die weissen Konidienträger von R. beticola wachsen in Büscheln aus den Spaltöffnungen (Abb. 4). Die Konidien sind farblos, zylindrisch und 8.2 µm lang und 1.5 µm breit (Harveson et al. 2009). Sie sind typischerweise zweizellig (gelegentlich ein- oder dreizellig). Die Konidien wachsen oft in kurzen Ketten.
Lebenszyklus
Cercospora beticola überwintert in infizierten Blättern in Form von Konidien oder sklerotienartigen Myzelklumpen und kann so bis zu 2 Jahre im Boden überleben (Koike et al. 2007). Der Schaderreger kann mit dem Saatgut übertragen werden, so dass eine Erstinfektion auch von Dauermyzel in befallenem Saatgut stammen kann.
Auf den Myzelklumpen bilden sich im Frühjahr neue Konidien. Diese werden durch Regenspritzer und Wind verbreitet und gelangen so auf die Blätter der Wirtspflanzen. Die Sporen keimen und dringen durch die Spaltöffnungen (Stomata) in die Blätter ein. Unter optimalen Bedingungen erscheinen 7 bis 10 Tage nach der Infektion neue Blattflecken. Hier entstehen wieder Konidienträger mit Konidien und der Zyklus beginnt von neuem.
Ramularia beticola: Der Erreger der Ramularia-Blattfleckenkrankheit überwintert auf infizierten Pflanzenresten im Boden. Dank spezieller Überlebensstrukturen kann der Pilz mehr als 2 Jahre im Boden überleben. Eine Samenübertragung ist möglich, ist aber von untergeordneter Bedeutung.
Die Konidien werden durch Wind und Regenspritzer verbreitet und gelangen auf die Blätter der Wirtspflanzen. Bei hoher relativer Luftfeuchtigkeit und Temperaturen von 17 bis 20 °C keimen die Konidien und infizieren die Blätter über die Spaltöffnungen. Nach 16 bis 18 Tagen bei 17 °C (Harveson et al. 2009) erscheinen die ersten Blattflecken, wo auf den Konidienträgern neue Konidien gebildet werden.
Epidemiologie
Cercospora beticola entwickelt sich am besten während eines warmen und feuchten Sommers. Temperaturen zwischen 25 und 35 °C (Nachttemperatur nicht unter 16 °C) und eine relative Luftfeuchtigkeit von über 90 % sind optimal für die Sporenbildung, Sporenkeimung und Infektion (Koike et al. 2007).
Ramularia beticola wächst bereits bei niedrigeren Temperaturen als C. beticola und tritt daher etwas früher auf als Cercospora-Blattflecken (Schwarz et al. 1990). Die optimalen Temperaturen für das Pilzwachstum liegen zwischen 16 und 17 °C (Koike et al. 2007).
Wirtsspektrum
C. beticola und R. beticloa befallen Zuckerrüben, Futterrüben, Rote Bete (Randen), Mangold (inkl. Krautstiel) und Spinat. Lartey et al. (2005) zählen auch Safflor (Carthamus tinctorius) zu den Wirtspflanzen.
Unkräuter der Gattungen Amaranthus, Atriplex, Chenopodium, Cycloma und Plantago werden ebenfalls befallen (Harveson et al. 2009).
Vorbeugende Massnahmen und Bekämpfung
- Fruchtfolge: Mindestens 3 Jahre Abstand zwischen den verschiedenen Wirtspflanzen: Rote Bete (Randen), Mangold, Krautstiel und Zuckerrüben; 2 Jahre zu anderen Gänsefussgewächsen (z.B. Spinat) (Pflanzenschutzempfehlung für den Biogemüsebau). Eine Anbaupause ermöglicht den mikrobiellen Abbau von infizierten Pflanzenresten oder Unkrautrückständen.
- Bekämpfung von Unkräutern, die als Wirtspflanzen von C. beticola oder R. beticola in Frage kommen, während der gesamten Fruchtfolge.
- Zuckerrüben, Rote Bete etc. nicht in der Nähe von Feldern anbauen auf denen im Vorjahr Gänsefussgewächse standen.
- Resistente oder tolerante Sorten verwenden, wenn verfügbar; Saatgut sollte frei von Krankheitserregern sein, andernfalls wird eine Saatgutbehandlung empfohlen (Heisswasserbehandlung durch den Saatgutproduzenten).
- Kein Anbau auf nassen Standorten
- Dichte Bestände vermeiden! Pflanzen können so schneller abtrocknen.
- C. beticola kann in Stallmist und Kompost überleben. Deshalb nur gut verrotteter Mist oder Kompost auf die Felder ausbringen.
- Nach der Ernte: Befallene Pflanzenreste von Roter Bete, Mangold und Krautsteil entfernen oder tief unterpflügen.
- Im Biogemüsebau ist eine Behandlung mit Kupfer möglich (Pflanzenschutzempfehlung für den Biogemüsebau, Betriebsmittelliste für den biologischen Landbau in der Schweiz)
- Zugelassene Pflanzenschutzmittel gegen die Blattfleckenerreger Cercospora beticola und Ramularia beticola finden Sie für die Schweiz im Pflanzenschutzmittelverzeichnis des BLW; für Deutschland in der online Datenbank des BVL (Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit) und für Österreich im Verzeichnis der zugelassenen Pflanzenschutzmittel
Literatur
Buser H, Heller W, Baur B, 2013, Blattflecken auf dem Laub der Rande (Rote Rübe). Forschungsanstalt Agroscope Changins-Wädenswil ACW.
Crüger G, Backhaus GF, Hommes M, Smolka S, 2002. Pflanzenschutz im Gemüsebau. 4. Auflage, Verlag Eugen Ulmer Stuttgart: 318 S.
Harveson RM, Hanson LE, Hein GL, 2009. Compendium of Beet Diseases and Pests. The American Phytopathological Society, second edition: 140 S
Koike ST, Gladders P, Paulus AO, 2007. Vegetable Diseases. A colour Handbook. Manson Publishing Ltd., 448 p.
Lartey RT, Caesar T, Caesar AJ, Shelver WL, Sol NI, Bergman JW, 2005. Safflower: a New Host of Cercospora beticola. Plant Disease 89: 797-801.
Schwarz A, Etter J, Künzler R, Potter C, Rauchstein HR, 1990. Pflanzenschutz im integrierten Gemüsebau. Verlag Landwirtschaftliche Lehrmittelzentrale, 3052 Zollikofen, 321 S.