Falscher Mehltau des Spinats
mildiou de l’épinard (franz.); downy mildew, blue mold (engl.)
wissenschaftlicher Name: Peronospora farinosa f. sp. spinaciae
Taxonomie: Chromista, Peronosporomycetes (früher Oomycota oder Oomycetes), Peronosporales, Peronosporaceae
In den meisten Gebieten gilt der Falsche Mehltau (Peronospora farinoas f.sp. spinaciae) als die wichtigste Krankheit des Spinats, Er breitet sich vor allem im Frühjahr und Herbst bei feuchter Witterung stark aus. Die ersten Krankheitssymptome sind gelbgrüne Flecken auf der Blattoberseite. Auf der Blattunterseite ist ein grau-violetter Sporenbelag sichtbar. Innerhalb von P. farinosa f.sp. spinaciae gibt es verschiedene Rassen (Pathotypen). Um einen Befall zu vermeiden, wird der Anbau resistenter Sorten empfohlen. Resistenzen werden jedoch immer wieder durchbrochen, weshalb das Angebot an resistenten Sorten ständig erweitert werden muss.
Abb. 1. Falscher Mehltau des Spinats (Peronospora farinosa f.sp. spinaciae): Blattoberseite (© Christoph Hoyer, schadbild.com)
Abb. 2. Falscher Mehltau des Spinats (P. farinosa f.sp. spinaciae) Blattunterseite (© Christoph Hoyer, schadbild.com)
Ab. 3. Falscher Mehltau des Spinats (P. farinosa f.sp. spinaciae): Blattunterseite (© Christoph Hoyer, schadbild.com)
Schadbild und Schadwirkung
Die ersten Symptome des Falschen Mehltaus sind zunächst gelbgrüne, unregelmässig geformte Flecken auf der Oberseite der Keimblätter und der eigentlichen Blätter (Abb. 1) (Koike et al. 2007). Die befallenen Stellen sind nicht scharf vom gesunden Gewebe (auch nicht von den Blattnerven) abgegrenzt. Mit der Zeit werden die Blattflecken grösser, hellgelb, später bräunlich und trocknen ein.
Auf der Blattunterseite, gegenüber dem gelben Bereich, ist meist ein «Rasen» aus grau-violetten Sporangien und Sporangienträgern des Erregers zu erkennen (Abb. 2 und 3) (Crüger et al. 2002). Diese Sporenbildung kann gelegentlich auch auf der Blattoberseite auftreten. Bei starkem Befall sind die Blätter gekräuselt und sehen verwelkt aus.
Schadwirkung: Starker Befall führt zu erheblichen Qualitätseinbussen (besonders wichtig im Verarbeitungsbereich) und Ertragsverlusten.
Beschreibung des Krankheitserregers
Peronospora farinosa f. sp. spinaciae ist der Erreger des Falschen Mehltaus an Spinat. Er bildet Sporangienträger, die aus den Spaltöffnungen (Stomata) austreten. An den Enden der stark verzweigten Sporangienträger befinden sich blaugraue Sporangien. Diese sind eiförmig, 21–27 µm lang und 16–19 µm breit (Koike et al. 2007).
Der Falsche Mehltau des Spinats ist heterothallisch und benötigt zwei Paarungstypen zur Bildung der sexuellen Oosporen (Deil 2003). Diese sind kugelförmig, dickwandig und 20–38 µm gross. Oosporen sind robuste Überlebensstrukturen, die ungünstigen Temperaturen und Trockenheit widerstehen und mehr als eine Saison im Boden überdauern können.
P. farinosa f. sp. spinaciae besteht aus mehreren Rassen (Pathotypen), die durch Virulenzprüfungen an verschiedenen Spinatsorten mit unterschiedlichen Resistenzgenen identifiziert werden. Derzeit sind 20 verschiedene Rassen bekannt (Pflanzenschutzempfehlungen für den Biogemüsebau).
Lebenszyklus
Der Falsche Mehltau des Spinats benötigt für Infektion und Krankheitsentwicklung kühle und feuchte Bedingungen. Oft reicht hierfür bereits morgendlicher Tau aus. Die Blätter von dicht gepflanztem Spinat speichern viel Feuchtigkeit und schaffen so ideale Bedingungen für eine Infektion und die Entwicklung der Krankheit.
Auf der Blattunterseite befallener Pflanzen bilden sich Sporangien, die durch Wind und in geringerem Masse durch Regenspritzer von Pflanze zu Pflanze und von Feld zu Feld verbreitet werden. Die Sporangien keimen auf der Wirtspflanze, bilden sogenannte Appressorien und Pilzhyphen dringen durch die Kutikula in das Pflanzengewebe ein (Deil 2003). Bei günstigen Temperaturen und Blattnässe kann sich der Falsche Mehltau rasch ausbreiten und zu erheblichen Schäden führen.
Bestimmte Umweltfaktoren, wie z.B. Stress, fördern die Bildung von Oosporen, die im Boden oder auf dem Saatgut überdauern können und eine mögliche Infektionsquelle darstellen. Die Rolle der Oosporen im Lebenszyklus der Krankheit ist jedoch unklar (Koike et al. 2007).
Für die Überwinterung von P. farinosa f.sp. spinaciae ist der überwinternde Winterspinat von grosser Bedeutung (Crüger et al. 2002; Schwarz et al. 1990).
Wirtsspektrum
Peronospora farinosa f. sp. spinaciae befällt nur Spinat (Spinacia oleracea) und einige Unkräuter aus der Gattung Chenopodium, wie z.B. Weisser Gänsefuss (C. album) (Koike et al. 2007).
Pflanzenarten der Gattung Beta, z.B. Zuckerrübe, Rote Bete (Randen), Krautstiel etc. werden von Peronospora farinosa f. sp. betae befallen (Harveson et al. 2009).
Vorbeugende Massnahmen und Bekämpfung
- Sorten verwenden, die gegen möglichst alle Rassen resistent sind (siehe Pflanzenschutzempfehlungen für den Biogemüsebau). Leider werden Resistenzen immer wieder durchbrochen, da der Erreger neue Rassen bildet.
- Neuansaaten nicht in der Nähe von befallenem Spinat aussäen.
- Nicht zu dicht säen, damit die Pflanzen besser abtrocknen.
- Nicht abends oder nachts bewässern.
- Hohe Luftfeuchtigkeit im Gewächshaus vermeiden (Bedlan und Kahrer 2002)
- Rechtzeitig ernten
- Zugelassene Pflanzenschutzmittel zum Schutz gegen den Falschen Mehltau an Spinat (Peronospora farinosa f.sp. spinaciae) finden Sie für die Schweiz im Pflanzenschutzmittelverzeichnis des BLW; für Deutschland in der Online Datenbank des BVL (Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit) und für Österreich im Verzeichnis der zugelassenen Pflanzenschutzmittel.
Literatur
Bedlan G, Kahrer A, 2002. Wichtige Krankheiten und Schädlinge im Gemüsebau. Verlag Jugend & Volk GmbH, Wien: 248 S.
Crüger G, Backhaus GF, Hommes M, Smolka S, 2002. Pflanzenschutz im Gemüsebau. 4. Auflage, Verlag Eugen Ulmer Stuttgart: 318 S.
Deil B, 2003. Untersuchungen zur Epidemiologie des Falschen Mehltaus (Peronospora farinosa Fr. (Fr.) f. sp. spinaciae Byford) an Spinat. Lehrstuhl für Phytopathologie der Technischen Universität München. Dissertation Weihenstephan: 137 S.
Harveson RM, Hanson LE, Hein GL, 2009. Compendium of Beet Diseases and Pests. The American Phytopathological Society, second edition: 140 S
Koike ST, Gladders P, Paulus AO, 2007. Vegetable Diseases. A colour Handbook. Manson Publishing Ltd., 448 p.
Schwarz A, Etter J, Künzler R, Potter C, Rauchstein HR, 1990. Pflanzenschutz im integrierten Gemüsebau. Verlag Landwirtschaftliche Lehrmittelzentrale , 3052 Zollikofen, 321 S.