Titelbild Pflanzenkrankheiten - Schädlinge

Pflanzenkrankheiten und Schädlinge

Rübenrüssler (Lixus juncii)

Rübenrüssler

lixus de la betterave (franz.); beet weevil (engl.)

wissenschaftlicher Name: Lixus juncii Boheman

Taxonomie: Animalia, Arthropoda, Insecta, Coleoptera, Curculionidae (Rüsselkäfer)

Der Rübenrüssler (Lixus juncii) ist im Mittelmeerraum seit langem ein wichtiger Schädling an Zucker- und Futterrüben. In den letzten Jahren hat er sich nach Norden ausgebreitet und wurde 2019 auch in einem Zuckerrübenfeld in der Schweiz beobachtet. Seither häufen sich die Meldungen über Schäden des Rübenrüsslers, nicht nur an Zuckerrüben, sondern auch an Roter Bete (Randen) und Krautstiel. Der Hauptschaden wird durch die Larven verursacht, die lange Gänge in die Blattstiele und Rüben fressen. Befallenes Gemüse ist unverkäuflich. Man geht davon aus, dass der Rübenrüssler in der Schweiz nur eine Generation pro Jahr bildet. Das Ziel der Bekämpfung dieses Schädlings ist es, die Eiablage der Weibchen auf der Wirtspflanze zu verhindern.

Verbreitung des Rübenrüsslers

Der Rübenrüssler (Lixus juncii) ist im Mittelmeerraum weit verbreitet. In Italien und Südfrankreich ist er seit vielen Jahren ein bedeutender Schädling im Zucker- und Futterrübenanbau (Coussy et al. 2021). Mittlerweile hat der Rübenrüssler auch weiter nördlich gelegene Anbaugebiete besiedelt.
In der Schweiz wurde die Art erstmals von Stierlin (1898) als «Sehr selten. Wallis, Tessin» erwähnt. Später stellte sich heraus, dass nur ein einziges Exemplar (gesammelt 1929 im Tessin) in Schweizer Sammlungen existiert.
Im Jahr 2019 wurde in der Nähe von Nyon (Kanton Waadt) ein neues Exemplar auf einer Rübenpflanze beobachtet, gesammelt und anschliessend als L. juncii bestimmt (Germann und Breitenmoser 2020). Später berichteten Brabant et al. (2024), dass L. juncii im Jahr 2023 in Zuckerrübenfeldern in den Kantonen Waadt und Solothurn auf insgesamt 4000 ha vorkam. Im Kanton Freiburg wurde L. juncii im selben Jahr auch an Krautstiel beobachtet (Sauer et al. 2023).

Abb. 1. Rübenrüssler (Lixus juncii): erwachsener Käfer

Rübenrüssler (Lixus juncii) Frassgang mit Larve bei KrautstielAbb. 2. Larve des Rüsselkäfers und freigelegter Frassgang in einem Blattstiel des Krautstiels

Rübenrüssler (Lixus juncii) Puppe in KrautstielAbb. 3. Puppe des Rübenrüsslers im Blattstiel des Krautstiels

Schadbild und Schadwirkung

Die erwachsenen Käfer fressen zunächst an den Blättern. Bei der Eiablage bohrt das Weibchen mit dem Rüssel ein Loch in den Stängel oder Blattstiel und legt jeweils ein Ei ab. Die Einstichstellen vernarben, verfärben sich dunkelbraun und bleiben lange sichtbar (Abb. 4).
Es sind die Larven, die durch ihre langen Frassgänge in Blattstielen (Abb. 4), Wurzelhälsen und Rübenköpfen Ernteverluste verursachen und das Gemüse unverkäuflich machen. Die Gänge sind auch Eintrittspforten für Krankheitserreger während der Lagerung, insbesondere für Pilze der Gattung Rhizopus.
L. juncii ist auch ein gefürchteter Schädling bei der Saatgutproduktion von Zuckerrüben und anderen Arten der Familie Chenopodiacae.

Abb. 4. Schadbilder des Rübenrüsslers an Krautstiel: Einstichstellen für die Eiablage des Rübenrüsslers in die Mittelrippe des Krautstiels (Bilder 1-4), junge Larven in der Nähe von Einstichstellen (Bilder 5-6), Frassgänge der Larven des Rübenrüsslers in Krautstielblättern (Bilder 7-9)

Beschreibung des Schädlings

Der Rübenrüssler (Lixus juncii) ist ein Käfer aus der Familie der Rüsselkäfer (Curculionidae). Er ernährt sich hauptsächlich von Gänsefussgewächsen (Chenopodiaceae). Der Hauptwirt ist Beta vulgaris, zu der neben der Zuckerrübe auch die Rote Bete (Randen) und Mangold (inkl. Krautstiel) gehören.
Die erwachsenen Käfer (Abb. 1 und 5) sind zwischen 9 und 15 mm lang und haben einen nach unten gebogenen Rüssel (Rostrum) (Germann und Breitenmoser 2020). Auf der Stirn befindet sich ein tiefes Grübchen. Der Körper ist hellbraun bis schwarz, mit einer sehr feinen aschgrauen Behaarung, die manchmal von einer ockerfarbenen Schicht bedeckt ist (Coussy et al. 2021).
Entlang des Halsschildes (Pronotum) und der Flügeldecken (Elytren) ist auf beiden Seiten ein deutlicher Streifen aus weissen Haaren sichtbar. Die Flügeldecken sind an der Spitze zugespitzt. Die Käfer haben kurze, kräftige Beine.
Der Rübenrüssler lässt sich bei der geringsten Störung auf den Boden fallen, versteckt sich in der Vegetation oder stellt sich tot. Das macht es schwierig, das erste Auftreten des Schädlings im Bestand zu erkennen.
Die Eier sind oval, gelblich bis orange und etwa 1 mm lang und 0.5 mm breit (Coussy et al. 2021).
Die Larven (Abb. 2 und 5) haben keine Beine, sind weiss und je nach Larvenstadium 10 bis 16 mm lang. Der Kopf ist braun bis orange.

Abb. 5. Rübenrüssler (Lixus juncii): Käfer (Bilder 1 und 2), Larven (Bilder 3-6)

Lebenszyklus

Die Rübenrüssler überwintert als Käfer im Boden (Coussy et al. 2021). Im Frühjahr (ab Ende April) werden die Käfer aktiv und besiedeln die Wirtspflanzen (Guyer 2025), wo sie sich von Blättern ernähren. Die Paarung erfolgt in der Regel in den Wochen bis Mitte Juli. Die Eiablage kann bereits 3 Tage nach der Paarung erfolgen. Das Weibchen bohrt mit dem Rüssel ein Loch in den Wurzelhals, den Stängel oder den Blattstiel. In jedes Loch legt es ein Ei und verschliesst es mit einer Mundflüssigkeit. So ist das Ei im Pflanzengewebe geschützt, lediglich eine dunkle Narbe bleibt sichtbar. Ein Weibchen kann etwa zehn Eier pro Tag und insgesamt 100 bis 350 Eier in ihrem Leben legen (Coussy et al. 2021). Je nach Temperatur schlüpfen die Larven 3 bis 15 Tage nach der Eiablage. Die jungen Larven graben lange Gänge und ernähren sich vom Pflanzengewebe. Reicht das Nahrungsangebot in den Blattstielen nicht aus, dringen die Larven in den Rübenkopf ein (Zuckerrübe, Rote Bete). Die Larvenentwicklung dauert insgesamt etwa 30 Tage, wobei die Larven vier Larvenstadien durchlaufen (Coussy et al. 2021). Die Verpuppung erfolgt am Ende des Ganges und dauert etwa 15 Tage (Abb. 3).
Die Käfer der neuen (ersten) Generation verlassen etwa 3 Tage später die Blattstiele oder Rübenköpfe durch ein 2 bis 3 mm grosses Loch und erscheinen etwa Ende Juli bis September in den Kulturen (Guyer 2025). Die neuen Käfer paaren sich noch nicht, da die Weibchen erst nach der Überwinterung geschlechtsreif sind.
Die jungen erwachsenen Käfer suchen Schutz im Boden oder in der Umgebung und gehen bis zum nächsten Frühjahr in einen Ruhezustand (Diapause).In Frankreich, Italien und Spanien erzeugt L. juncii nur einmal im Jahr Nachkommen (univoltine Art) (Coussy et al. 2021). In Marokko und Israel wurden bei L. juncii zwei Generationen pro Jahr beobachtet (bivoltine Art).

Epidemiologie

In der Schweiz geht man davon aus, dass die Weibchen von L. juncii, die im Laufe des Jahres schlüpfen, nicht in der Lage sind, im gleichen Jahr Eier zu legen. Das bedeutet, dass L. juncii in der Schweiz nur eine Generation hervorbringt. Kulturen, die spät (etwa ab Juli) gesät werden, werden nicht mehr befallen. Ob dies langfristig so bleibt, muss in Zukunft genau beobachtet werden. In wärmeren Gebieten bildet L. juncii bereits jetzt zwei Generationen pro Jahr.

Wirtsspektrum

Zu den Wirtspflanzen von L. juncii gehören alle Unterarten oder Kulturformen von Beta vulgaris: Zuckerrüben, Futterrüben, Rote Bete (Randen), Blatt- und Stielmangold (einschliesslich Krautstiel). Ausserdem werden Spinat (Spinacia oleracea), Färbedistel (Carthamus tinctorius) und Arten der Gattung Chenopodium (Wildpflanzen, Unkräuter) befallen.

Vorbeugende Massnahmen und Bekämpfung

  • Besonders gefährdet sind Felder, die an Hecken oder Wald grenzen.
  • Der Rübenrüssler überwintert möglicherweise in oder in der Nähe von Feldern mit Vorjahresbefall. Deshalb sollten Rote Bete (Randen), Mangold, Spinat und Zuckerrüben möglichst weit entfernt von diesen Feldern angebaut werden.
  • Anfällige Gemüsekulturen (Rote Bete, Mangold, Krautstiel) beim Auftreten der ersten überwinterten Käfer (ca. ab Mai) mit einem Vlies oder Kulturschutznetz (1.4 mm Maschenweite, Guyer 2025) abdecken. So kann verhindert werden, dass Rübenrüssler in die Kulturen einfliegen und Eier ablegen. Abdeckung an den Rändern gut verschliessen.
  • Kulturen, die nach dem Absterben der überwinterten Rübenrüssler (ca. Juli) ausgesät/gepflanzt werden, sind nicht mehr gefährdet. Die Weibchen der ersten Generation sind nicht geschlechtsreif und können erst nach der Überwinterung Eier ablegen.
  • Pflanzenreste sollten nicht auf dem Feld verbleiben oder sollten sorgfältig zerkleinert und eingearbeitet werden. Ansonsten besteht die Gefahr, dass Käfer über den Winter auf der Parzelle verbleiben.
  • In der Schweiz sind bestimmte Pflanzenschutzmittel auf der Basis von Spinosad befristet bis zum 30. November 2025 im Gemüsebau bei Mangold (mit einer Wartefrist von 7 Tagen) gegen den Rübenrüssler (Lixus juncii) zugelassen. (Link)

Literatur

Brabant C, Breitenmoser S, Bussereau F, Cornamusaz B, 2024. Der Rüsselkäfer Lixus juncii im Zuckerrübenanbau - Situation in der Schweiz und Beobachtungen in Changins. Pflanzenschutztagung Feldbau 2024.

Coussy B, Chapelin-Viscardi J-D, Malatesta G, Mouton S, Huet W, Roques F, 2021. Le Lixus de la betterave : Nouvelles connaissances sur un insecte ravageur qui impacte désormais toutes les filières de production françaises. Végéphyl - 12 ème Conférence internationale sur les ravageurs et auxiliaires en Agriculture 26, 27 et 28 Octobre 2021 – Montpellier Supagro

Germann C, Breitenmoser S., 2020. Lixus juncii Boheman, 1835 – confirmation de sa présence en Suisse (Coleoptera: Curculionidae). Entomo Helvetica 13: 155-158.

Guyer A, 2025. Rübenrüssler: Biologie und Bedeutung im Gemüsebau. Extension Gemüsebau Agroscope, Gemüsebau Info 12/2025. 

Sauer C, Bussereau F, Breitenmoser S, Hodel D, 2023. Rüsselkäfer Lixus juncii tritt an Krautstiel auf. Extension Gemüsebau Agroscope, Gemüsebau Info 29/2023.

Stierlin G, 1898. Fauna Coleopterorum Helvetica. Teil II. Bolli und Boecherer, Schaffhausen, 662 pp.

 

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