Rübenfliege und Spinatfliege
pégomyie; mouche de la betterave, mineuse de l'épinard (franz.); beet and spinach leafminer (engl.)
wissenschaftliche Namen: Pegomya betae Curtis und P. hyoscyami Panzer
Synonym: Pegomyia betae
Taxonomie: Animalia, Arthropoda, Insecta, Diptera, Anthomyiidae
Die Rübenfliege (Pegomya betae) und die Spinatfliege (P. hyoscyami) sind die häufigsten Blattminierer von Gänsefussgewächsen. Beide Arten überwintern als Puppen im Boden. Im Frühjahr schlüpfen die Fliegen. Nach der Paarung legen die Weibchen ihre Eier in Gruppen an der Blattunterseite ab. Die Maden (Larven) fressen das Pflanzengewebe zwischen den obersten und untersten Blattschichten. Sie erzeugen zunächst Gangminen und später grosse Platzminen. Pro Jahr können sich drei bis vier Generationen entwickeln. Blattgemüse wie Mangold und Spinat sollte in möglichst grossem Abstand zu Feldern mit Vorjahresbefall angebaut werden. Sie können auch durch Abdecken mit Kulturschutznetzen vor Fliegenbefall geschützt werden.
Abb. 1. Blattmine in einem Mangoldblatt (Krautstiel) verursacht durch die Rübenfliege (Pegomya betae)
Abb. 2. Larve (Made) der Rübenfliege (Pegomya betae)
Blattminierer der Gänsefussgewächse
Blattminierer sind meist Insekten, die sich durch das Blattgewebe fressen, ohne die oberen und unteren Blattschichten zu verletzen. Die Maden (Larven) vieler Fliegenarten sind Blattminierer, wobei die Rübenfliege (Pegomya betae) und die Spinatfliege (P. hyoscyami) die häufigsten Blattminierer an Gänsefussgewächsen sind. Obwohl die beiden Arten sich in Aussehen und Lebenszyklus sehr ähnlich sind, werden sie als unterschiedliche Arten betrachtet (Capinera 2001).
Schadbild und Schadwirkung
Die Maden fressen Miniergänge in das Pflanzengewebe zwischen den untersten und obersten Blattschichten (Abb. 1 bis 5). Diese Blattminen sind anfangs lang und schmal (Gangminen), gehen aber bald in unregelmässig geformte, blasig aufgewölbte Platzmine über. Junge Minen sind weiss bis hellgrün, später bräunlich. Im Gegenlicht sind in den Blattminen die Maden zusammen mit ihrem schwarzen Kot zu erkennen. Oft fressen mehrere Larven gemeinsam in einer einzigen Mine .
Schadwirkung: Die erste Generation verursacht den grössten Schaden, da die Wirtspflanzen zum Zeitpunkt des Befalls meist klein sind (Harveson et al. 2002). Bei Blattgemüse wie Mangold und Spinat kann es bei starkem Befall zu beträchtlichen Ertragseinbussen kommen.
Beschreibung des Schädlings
Die Rübenfliege (Pegomya betae) und die Spinatfliege (P. hyoscyami) gehören zur Familie der Blumenfliegen (Anthomyiidae). Beide Arten sehen ähnlich aus und verhalten sich auch ähnlich. Die folgende Beschreibung der Schädlinge basiert hauptsächlich auf Capinera (2001).
Die Eier sind weiss, länglich-oval (zigarrenförmig), etwa 0.9 mm lang und 0.3 mm breit.
Die Larve (Made) ist zylindrisch, das Vorderende ist zugespitzt (Abb. 2). Dort erkennt man die dunklen Mundwerkzeuge in Form von «Nagehaken» (Kahrer und Gross 2002). Die Rübenfliegenmaden haben keine Kopfkapsel und keine Beine. Am Hinterende befinden sich kleine Dörnchen, anhand derer der Fachmann die Fliegenmaden identifizieren kann. Beim Schlüpfen sind die Larven fast durchsichtig, mit zunehmendem Alter werden sie weisslich oder gelblich. Die Maden durchlaufen 3 Larvenstadien (Kahrer und Gross 2002). Ausgewachsene Larven sind etwa 8 bis 9 mm lang.
Die Puppe (eine Tönnchenpuppe) ist oval, leicht abgeflacht und läuft vorne spitz zu. Sowohl am Vorder- als auch am Hinterende befinden sich hervorstehende Atemöffnungen. Die Puppen sind etwa 4.5 - 5.0 mm lang und 1.7 - 2.0 mm breit. Sie sind zunächst gelblich, färben sich aber bald rotbraun bis bräunlich-schwarz.
Erwachsene Fliege: Die kleinen Rübenfliegen sind etwa 5 - 7 mm lang. Sie sind grau oder graubraun gefärbt und haben rote Augen. Der Brustkorb (Thorax), der Hinterleib und die Beine sind mit kräftigen schwarzen Haaren bedeckt. Die Flügel sind durchsichtig. Besonders bei der Spinatfliege ist oft ein dunkler Streifen auf dem Hinterleib zu sehen. Die mittleren und hinteren Schienbeine und Oberschenkel der Rübenfliege sind eher dunkel, während sie bei der Spinatfliege gelb sind. Im Durchschnitt sind Rübenfliegen grösser und dunkler als Spinatfliegen.
Lebenszyklus
Beide Pegomya-Arten überwintern in der Regel als Puppen im Boden auf der Fläche, auf der im Vorjahr ebenfalls Wirtspflanzen angebaut wurden (Kahrer und Gross 2002; Szikora und Vogler 2016). Nach dem Schlüpfen ab April bis Mai (Bovey et al. 1979), der Paarung und dem Reifungsfrass an Blüten in der Umgebung kleben die Weibchen ihre Eier an die Blattunterseiten ihrer Wirtspflanzen. Die Eier werden meist in Gruppen von 2 bis 5 Stück parallel nebeneinander abgelegt. Die Lebensdauer der Männchen beträgt etwa 9 bis 12 Tage, die der Weibchen etwa 12 bis 24 Tage (Capinera 2001).
Die Maden schlüpfen nach 3 bis 6 Tagen aus den Eiern und bohren sich sofort in das Blatt ein. Sie fressen zwischen der oberen und unteren Blatthaut und legen zunächst winzige Gangminen an, die sich nach kurzer Zeit zu gewölbten Platzminen erweitern. Das Larvenstadium dauert je nach Witterung 2-3 Wochen (Kahrer und Gross 2002). Danach verlassen die Maden die Blattminen. Die Verpuppung erfolgt in der Regel im Boden direkt unter der Pflanze, an der die Made gefressen hat, in einer Tiefe von ca. 5 cm. Nach Capinera (2001) verpuppen sich die Maden der Spinatfliege meist in der Blattmine, besonders zu Beginn der Saison, während die Rübenfliege zur Verpuppung immer auf den Boden fällt.
Zwei bis drei Wochen nach der Verpuppung (Ende Juni - Anfang Juli) schlüpft eine zweite Generation erwachsener Fliegen und der Zyklus beginnt von neuem (Bovey et al. 1979; Hoffmann und Schmutterer 1999). Die dritte Generation schlüpft im August bis September. Pro Jahr können sich drei bis vier Generationen entwickeln (Szikora und Vogler 2016).
Wirtsspektrum
Die Rübenfliege (P. betae) und die Spinatfliege (P. hyoscyami) befallen viele Arten aus der Familie der Gänsefussgewächse (Chenopodiaceae). Die Hauptkulturen, die von den beiden Minierfliegen befallen werden, sind Rote Bete (Randen), Schnitt- und Stielmangold (einschliesslich Krautstiel), Spinat und Zuckerrüben.
Neben diesen Kulturpflanzen beschreibt Capinera (2001) zahlreiche weitere Arten als Wirtspflanzen.
Vorbeugende Massnahmen und Bekämpfung
- Förderung von Nützlingen durch das Anlegen von Blühstreifen mit Nektar spendenden Blütenpflanzen (Vieweger et al. 2023).
- Die Rübenfliege überwintert in Feldern mit Vorjahresbefall. Deshalb sollten Rote Bete (Randen), Mangold, Spinat und Zuckerrübe in möglichst grossem Abstand zu Feldern mit Vorjahresbefall angebaut werden. In der Fruchtfolge sollte man einen dreijährigen Anbauunterbruch zwischen Wirtspflanzen einhalten (Pflanzenschutzempfehlung für den Biogemüsebau).
- Eine frühe Aussaat und wachstumsfördernde Kulturmassnahmen beugen möglichen Schäden vor (Hoffmann und Schmutterer 199). Eine Herbstsaat von Spinat ist weniger gefährdet als eine Frühjahrssaat.
- Kulturschutznetze verhindern die Eiablage der Rüben- oder Spinatfliege (z. B. Andermatt Biocontrol). Die Netze sollten die Kulturen möglichst nicht berühren, um eine Eiablage durch das Netz zu verhindern.
- Im Gemüsebau gibt es in der Schweiz keine offiziellen Schadschwellen (Szikora und Vogler 2016). Bei Blattgemüse werden naturgemäss die Blätter geerntet und die Schadschwelle ist dementsprechend sehr tief.
- Die Bekämpfungsschwelle für die Rübenfliege in Zuckerrüben ist in der Schweiz wie folgt festgelegt (Agridea, Datenblätter Ackerbau): Im 2-4 Blattstadium zwei Eier pro Pflanze, im 6-8 Blattstadium zwei beginnende Larvenfrassgänge pro Pflanze (Probenumfang 10 x 5 Pflanzen). Behandlung nur mit Sonderbewilligung der kantonalen Pflanzenschutzdienste und bei Erreichen der Bekämpfungsschwelle.
- Zugelassene Pflanzenschutzmittel zum Schutz gegen die Rübenfliege (P. betae) und die Spinatfliege (P. hyoscyami) finden Sie für die Schweiz im Pflanzenschutzmittelverzeichnis des BLW und für Deutschland in der Online Datenbank des BVL (Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit)
Literatur
Bovey R, Baggiolini M, Bolay A, Bovay E, Corbaz R, Mathys G, Meylan A, Murbach R, Pelet F, Savary A, Trivelli G, 1979. La défense des plantes cultivées. Éditions Payot Lausanne: 864 p.
Capinera JL, 2001. Handbook of Vegetable Pests. Academic Press New York: 729 S.
Harveson RM, Hanson LE, Hein GL, 2009. Compendium of Beet Diseases and Pests. The American Phytopathological Society, second edition: 140 S
Hoffmann GM, Schmutterer H, 1999. Parasitäre Krankheiten und Schädlinge an landwirtschaftlichen Kulturpflanzen. Verlag Eugen Ulmer Stuttgart: 675 S.
Kahrer A, Gross M, 2002. Gemüseschädlinge. Österreichischer Agrarverlag, Leopoldsdorf: 205 S.
Szikora T, Vogler U, 2016. Die Rübenfliege (Pegomya betae). Agroscope Merkblatt Nr. 49
Vieweger A, Hauenstein S, Koller M, 2023. Pflanzenschutz im Biogemüsebau: Krankheits- und Schädlingsregulierung im Freilandanbau. Merkblatt Nr. 1145, Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL, CH-5070 Frick: 28 S.