Titelbild Pflanzenkrankheiten - Schädlinge

Pflanzenkrankheiten und Schädlinge

Gemeine Spinnmilbe (Tetranychus urticae)

Gemeine Spinnmilbe

acarien jaune commun (franz.); two-spotted spider mite (engl.)

wissenschaftlicher Name: Tetranychus urticae Koch.

Taxonomie: Animalia, Arthropoda, Arachnida, Acari, Prostigmata, Tetranychidae

Die gemeine Spinnmilbe (Tetranychus urticae) ist ein wichtiger Schädling an vielen Kultur- und Zierpflanzen sowohl im Gewächshaus als auch im Freiland. Die Spinnmilben saugen Pflanzensaft aus den Zellen an der Blattunterseite. Als Schutz bilden sie ein dichtes Gespinst von Spinnfäden. Sie erzeugen mehrere Generationen pro Jahr und treten oft in sehr grossen Populationen auf. Bei starkem Befall kann ein gezielter Einsatz von Raubmilben oder das Besprühen der Bohnen mit einem pflanzlichen Öl (Rapsöl) helfen, die Spinnmilben zu bekämpfen.

Gemeine Spinnmilbe (Tetranychus urticae) auf Bohnen

Gemeine Spinnmilbe (Tetranychus urticae) auf BohnenAbb. 1. Befall der Bohnen mit der Gemeinen Spinnmilbe (Tetranychus urticae): An der Blattoberseite erscheinen blasse, gelbliche, glanzlose Flecken. Die Milben befinden sich vor allem auf der Blattunterseite

Abb. 2. Gemeine Spinnmilben (Tetranychus urticae): Schwacher und starker Befall (Bilder 1 und 2). Das Weibchen der Gemeinen Spinnmilbe hat seitlich auf dem Rücken je einen dunklen Fleck.

Schadbild

Die Gemeinen Spinnmilben befinden sich hauptsächlich an der Blattunterseite (Abb. 1 und 2). Mit ihren Mundwerkzeugen stechen sie einzelne Pflanzenzellen an und saugen den Zellinhalt heraus. Pro Minute kann eine Spinnmilbe 18 bis 22 Zellen anstechen (Capinera 2001), was zu vielen abgestorbenen Zellen führt. Dadurch bilden sich auf der Blattoberseite blasse, gelbliche, glanzlose Flecken. Bei starkem Befall verfärbt sich die Blattoberseite gelb, silbrig oder bronzefarben. Befallenen Blätter vertrocknen und fallen ab. Auch die Bohnenhülsen können durch Frass geschädigt werden.
Die Blattunterseite ist mit einem feinen Gespinst aus Seidenfäden überzogen. Dieses Gespinst kann ganze Blätter bedecken und sich auch auf Blattstiele und Stängel ausdehnen.
Durch die Störung der Photosynthese wird das Pflanzenwachstum gehemmt und der Ertrag verringert. Milbenprodukte wie Gespinste, Eier, Häutungsreste und Kot der Milben beeinträchtigen zusätzlich die Qualität der Pflanzen.

Beschreibung des Schädlings (Capinera 2001)

Die Eier sind weisslich und kugelförmig und haben einen Durchmesser von 0.1 – 0.15 mm. Sie werden meist einzeln auf der Unterseite der Blätter abgelegt. Die Weibchen legen 5 - 6 Eier pro Tag ab, insgesamt etwa 60 - 120 Eier. Das Eistadium dauert bei 30 °C etwa 3 Tage und bei 20 °C 6 - 7 Tage.
Das erste Entwicklungsstadium wird als Larve bezeichnet und ist zunächst farblos, färbt sich aber nach der ersten Nahrungsaufnahme gelblich oder rosa. Der Körper ist fast kugelig und hat drei Beinpaare (!). Die Dauer des ersten Stadiums beträgt bei 30 °C 1 bis 2 Tage bei 20 °C 2 bis 3 Tage.
Es gibt zwei Nymphenstadien - die Protonymphe und die Deutonymphe. Diese Stadien sind leicht von der Larve zu unterscheiden, da sie vier Beinpaare tragen. Sie sind meist grün oder rot gefärbt. Die Lebensdauer der einzelnen Stadien beträgt 1 bis 2 Tage bei 30 °C und etwa drei Tage bei 20 °C.
Die erwachsenen (adulten) Tiere sind 0.4 – 0.5 mm lang, wobei die Männchen im Durchschnitt etwas kleiner sind als die Weibchen und in der Regel seltener vorkommen. Wie die Nymphen haben auch die erwachsenen Spinnmilben vier Paar relativ lange Beine mit vielen langen Haaren und lange, aber spärliche Haare am Körper. Bei der Gemeinen Spinnmilbe ist das aktiv fressende Weibchen meist grünlich gefärbt und hat auf dem Rücken auf jeder Seite je einen dunklen Fleck (Abb. 2).
Die überwinternden Weibchen der Gemeinen Spinnmilbe sind orangerot. Die Farbe ist jedoch bei Spinnmilben kein zuverlässiges Merkmal; die genaue Bestimmung der Art hängt von der Untersuchung der Tarsen (Beine) und der Genitalien der Männchen ab.
Befruchtete Weibchen bringen männliche und weibliche Nachkommen hervor; unbefruchtete Weibchen nur männliche. Die Dauer des Erwachsenenstadiums beträgt normalerweise etwa 30 Tage, ausser während der Überwinterung. Die Zeit bis zur Eiablage der adulten Tiere beträgt bei 30 °C weniger als einen Tag bei 20 °C 1 bis  2 Tage.
Neben der Gemeinen Spinnmilbe (Tetranychus urticae) können an Gemüse-Arten auch andere Arten von Spinnmilben auftreten

Lebenszyklus

Die adulten Spinnmilben überwintern in einer Ruhephase (Diapause) an mehrjährigen Wirtspflanzen, in der Laubstreu, unter Blättern oder anderen pflanzlichen Abfällen. In kalten Wintern finden die Gemeinen Spinnmilben auch in Gewächshäusern Unterschlupf.
Die Milben werden im März oder April aktiv und besiedeln die sich entwickelnden Wirtspflanzen, wo sie ihre Eier an der Blattunterseite ablegen. Die Larven schlüpfen nach etwa 3 bis 7 Tagen (je nach Umgebungstemperatur auch später). Anschliessend folgen zwei Nymphenstadien, bevor sie zur geschlechtsreifen Milbe (Adulte) heranreifen. Die Männchen werden durch ein Sexualpheromon von Weibchen angezogen, vollziehen aufwendige Paarungsrituale (Capinera 2001). Es gibt mehrere sich überlappende Generationen pro Jahr (bis zu 20 Generationen bei optimalen Temperaturen, Capinera 2001).
Die Spinnmilbenkolonien befinden sich hauptsächlich auf der Blattunterseite, geschützt durch feine Gespinste. Die Spinnmilben verbreiten sich kriechend. Es ist auch möglich, dass die Spinnmilben mit dem Wind transportiert und verbreitet werden.
Die weiblichen Winterformen erscheinen ab September, als Reaktion auf kurze Tage. Sie sind orangerot gefärbt und suchen nach der Paarung einen geeigneten Unterschlupf für die Überwinterung. Männchen und Sommerweibchen sterben.

Epidemiologie

Ein Spinnmilbenbefall ist im Allgemeinen in trockenen, heissen Jahreszeiten und bei gestressten Pflanzen am grössten. Auch ein Witterungsschutz fördert die Entwicklung der Spinnmilben.
Eine staubige Umgebung begünstigt das Überleben der Spinnmilben, da der aufgewirbelter Staub die natürlichen Feinde der Milben mehr stört als die Spinnmilben selbst, die unter ihrem Seidengeflecht teilweise geschützt sind (Capinera 2001). Daher kann eine Überkopfbewässerung das Milbenproblem eindämmen.
Übermässig mit Stickstoff gedüngte Pflanzen können die Entwicklung der Gemeinen Spinnmilbe fördern.
Im Freiland können Breitband-Insektizide, die gegen andere Schädlinge eingesetzt werden, die Sterblichkeit der natürlichen Feinde der Spinnmilben erhöhen, was zu einem Anstieg der Spinnmilbenpopulation führt.

Wirtsspektrum

Die gemeine Spinnmilbe (Tetranychus urticae) ist ein häufig vorkommender Schädling an vielen Kultur- und Zierpflanzen sowohl im Gewächshaus als auch im Freiland. Sie befällt insbesondere zahlreiche Gemüsekulturen wie Bohnen, Erbsen, Karotten, Sellerie, Gurken, Auberginen, Kürbisse, Tomaten und andere. Ausserdem werden auch Unkräuter, Zierpflanzen (Rosen), Obst- und Beeren (Himbeeren) befallen.

Vorbeugende Massnahmen und Bekämpfung

  • Zurückhaltende Stickstoffdüngung
  • In Trockenperioden Bohnen ausreichend bewässern. Nasse Bedingungen stören die Entwicklung der gemeinen Spinnmilbe (Achtung: Feuchtigkeit fördert aber auch den Befall der Bohnen mit Botrytis)
  • Natürliche Feinde der Gemeinen Spinnmilbe (zum Beispiel Raubmilben oder Marienkäfer) fördern und schonen. Falls eine Behandlung mit Pflanzenschutzmitteln nötig ist, unbedingt Mittel mit geringer Toxizität für Raubmilben wählen.
  • Blätter regelmässig (wöchentlich) auf Spinnmilben untersuchen: An der Blattoberseite nach Blattflecken, an der Blattunterseite nach Spinnmilben und Gespinsten suchen. Zum Zählen der Milben eine Handlupe (10 x) verwenden.
  • Befallene Pflanzenreste entfernen und vernichten; Stützhilfen der Stangenbohnen säubern (Winterquartiere für die Gemeine Spinnmilbe)
  • Biologische Bekämpfung mit Nützlingen (Raubmilben), erhältlich zum Beispiel bei Andermatt Biocontrol  
  • Direkte Bekämpfung der Spinnmilben mit pflanzlichen (oder mineralischen) Ölen oder natürlichen Fettsäuren (Betriebsmittelliste für den Biolandbau).
  • Eine chemische Bekämpfung der Gemeinen Spinnmilbe ist schwierig und erfordert mehrere Insektizidanwendungen in regelmässigen Abständen. Ausserdem können Milben sehr schnell eine Resistenz gegen einige Insektizide entwickeln (Biddle und Cattlin 2012). Zugelassene Pflanzenschutzmittel zum Schutz gegen die Gemeine Spinnmilbe (Tetranychus urticae) finden Sie für die Schweiz im Pflanzenschutzmittelverzeichnis des BLW und für Deutschland in der online Datenbank des BVL (Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit).

Literatur

Biddle AJ, Cattlin ND, 2012. Pests, Diseases, and Disorders of Peas and Beans. A colour Handbook. Manson Publishing Ltd.: 128 p.

Capinera JL, 2001. Handbook of Vegetable Pests. Academic Press New York: 729 S.

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