Titelbild Pflanzenkrankheiten - Schädlinge

Pflanzenkrankheiten und Schädlinge

Streifenkrankheit (Drechslera avenae)

Streifenkrankheit des Hafers

helminthosporiose de l'avoine (franz.); leaf blotch of oats (engl.)

Wissenschaftlicher Name:
Hauptfruchtform (Teleomorph = geschlechtliche Form): Pyrenophora avenae Ito et Kuribay
Nebenfruchtform (Anamorph = ungeschlechtliche Form): Drechslera avenae (Eidam) Scharif
Synonym: Helminthosporium avenae Eidam

Taxonomie: Fungi, Ascomycota, Pezizomycotina, Dothideomycetes, Pleosporomycetidae, Pleosporales, Pleosporaceae

Die Streifenkrankheit des Hafers (Drechslera avenae)  ist weltweit verbreitet und zählt in den wärmeren Regionen zu den häufigsten Blattfleckenkrankheiten des Hafers. D. avenae wird mit dem Saatgut übertragen. Das Pilzmyzel infiziert den Keimling und verursacht bereits an den ersten Blättern längliche Nekrosen. Auch die später erscheinenden Blätter und die Rispen können befallen werden. Ein Befall im Keimlingsstadium ist wirtschaftlich gesehen von grösserer Bedeutung als die Ertragsverluste durch einen Befall nach dem Schossen des Hafers. Die Verwendung von gesundem Z-Saatgut, eine Saatgutbeizung und die Förderung eines raschen Auflaufens des Hafers verringern die Verbreitung der Krankheit.

Streifenkrankheit des Hafers (Drechslera avenae)
Streifenkrankheit des Hafers (Drechslera avenae)Abb. 1. Streifenkrankheit des Hafers (Drechslera avenae)

Krankheitsbild

Mit Drechslera avenae befallene Haferkeimlinge sterben vereinzelt bereits vor dem Auflaufen ab oder es entstehen an den ersten Blättern nekrotische Längsstreifen (Abb. 1). Befallene Jungpflanzen sind in ihrer Entwicklung gehemmt, die Blätter sind oft verdreht und bleiben klein (Obst und Paul 1993). Die kranken Blätter verfärben sich zuerst gelb, dann rötlich bis braun. Später zeigen neu erscheinende Blätter zuerst punktförmige Aufhellungen, die sich später zu länglich-ovalen, rötlichbraunen Flecken mit einem hellen Zentrum entwickeln. Die streifenförmigen Nekrosen sind meistens von Blattnerven begrenzt.

Krankheitserreger

Nebenfruchtform (Drechslera avenae): Die braunen Konidienträger entstehen einzeln oder in Gruppen von zwei bis vier Trägern (Abb. 2 und 3). Diese sind gerade oder gekrümmt, oft knieförmig geknickt und manchmal an der Basis geschwollen. Ihre Länge beträgt bis zu 350 µm und sie sind 8-11 µm dick (Ellis, 1971).
Die gelben bis olivbraunen Konidien wachsen einzeln oder gelegentlich in Ketten (Abb. 2 und 4). Sie sind gerade, zylinderförmig und am Ende manchmal leicht zugespitzt. Die Konidien besitzen ein bis neun Pseudosepten, sind 50-110 µm lang und 15-19 µm breit, das Hilum ist 4-6 µm breit (Ellis, 1971).

Streifenkrankheit des Hafers (Drechslera avenae) Konidien
Streifenkrankheit des Hafers (Drechslera avenae) KonidienAbb. 2. Drechslera avenae: Konidien auf Konidienträgern

Streifenkrankheit des Hafers (Drechslera avenae) KonidienträgerAbb. 3. Drechslera avenae: Konidienträger

Streifenkrankheit des Hafers (Drechslera avenae) KonidienAbb. 4. Konidien der Drechslera avenae 

Lebenszyklus

Drechslera avenae überlebt als Konidie oder als Myzel an der Innenseite der Spelzen oder in der Fruchtwand des Haferkorns. Hier bleibt das Dauermyzel bis zu zehn Jahre lebensfähig (Obst und Paul 1993). Auf überwinternden Haferarten (z. B. Flughafer) kann der Blattfleckenerreger ebenfalls überwintern.
Während der Samenkeimung infiziert der Pilz die Koleoptile und die ersten Blätter. Es kommt zur Ausbildung von nekrotischen Längsstreifen auf denen bei feuchter Witterung Konidien auf Konidienträgern gebildet werden. Die Konidien werden durch den Wind auf gesunde Blätter getragen und verursachen dort neue Infektionen, die wiederum zur Bildung von Konidien führen.
Die Hauptfruchtform mit Pseudothecien kommt in der Natur nur selten vor, so dass die Ascosporen für die Ausbreitung der Krankheit vermutlich nur eine untergeordnete Rolle spielen. Während der Haferblüte infizieren die Konidien die Rispen, wo der Pilz in den Spelzen und Körnern bis zum nächsten Zyklus verbleibt.

Epidemiologie

Neue Pflanzen werden vor allem über den Samen befallen. Teilweise können Primärinfektionen jedoch auch von überwinternden Haferarten, wie beispielsweise von Flughafer, ausgehen.
Eine erfolgreiche Ausbreitung des Blattfleckenerregers erfolgt bei Bodentemperaturen zwischen 6 und 10 °C und/oder auf trockenen Böden während der Aussaat. Die Keimlingsinfektion wird dadurch begünstigt, dass sich der Haferkeimling lange in einem empfindlichen Stadium befindet. Während des Schossens wirken sich hohe Temperaturen und hohe Luftfeuchtigkeit positiv auf die Konidienbildung und die Ausbreitung des Parasiten aus.

Wirtsspektrum

Als Wirtspflanzen von Drechslera avenae gelten alle Haferarten, einschliesslich Flughafer und weiterer Wildhaferarten (Obst und Paul 1993).

Vorbeugende Massnahmen und Bekämpfung

  • Die Verwendung von Z-Saatgut aus gesunden Beständen ist die wichtigste vorbeugende Massnahme.
  • Wenig anfällige Sorten wählen: Die Anfälligkeit der Hafersorten für die Streifenkrankheit ist zum Beispiel in der Österreichischen beschreibenden Sortenliste angegeben.
  • Ein rasches Auflaufen der Saat sollte durch eine geeignete Saatbettvorbereitung und eine eher flache Saat gefördert werden.
  • Flughafer muss während der gesamten Fruchtfolge bekämpft werden.
  • Eine Saatgutbehandlung kann das Risiko eines Befalls durch die Streifenkrankheit des Hafers mindern.

Literatur

Ellis MB, 1971. Dematiaceus Hyphomycetes. Commenwealth Mycological Institute Kew, Surrey England: 608 p.

Häni FJ, Popow G, Reinhard H, Schwarz A, Voegeli U, 2008. Pflanzenschutz im nachhaltigen Ackerbau. Edition LMZ, 7. Auflage. 466 S.

Obst A, Paul V, 1993. Krankheiten und Schädlinge des Getreides. Verlag Th. Mann: 184 S.

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