Titelbild Pflanzenkrankheiten - Schädlinge

Pflanzenkrankheiten und Schädlinge

Gelbe Getreidehalmfliege (Chlorops pumilionis)

Gelbe Getreidehalmfliege

La mouche jaune des chaumes (franz.); gout fly (engl.)

wissenschaftlicher Name: Chlorops pumilionis Bjerkander

Taxonomie: Animalia, Arthropoda, Insecta, Diptera, Chloropidae

Die Gelbe Getreidehalmfliege (Chlorops pumilionis) durchläuft einen vollständigen Entwicklungszyklus, der vom Ei über die Larven- und Puppenstadien bis zur adulten Fliege reicht. Sie bildet zwei Generationen pro Jahr. Die Larven fressen sich von der Ährenbasis halmabwärts bis zum obersten Halmknoten und hinterlassen dabei eine "Frassrinne" am Halm. Dadurch bleiben die Ähren von befallenen Trieben teilweise oder vollständig in den Blattscheiden stecken. Besonders anfällig sind Sommerweizen und Sommergerste. Ein Befall von spät gesätem Sommerweizen kann zu Ertragseinbussen von bis zu 30 % führen (Häni et al. 2008). Die zweite Generation überwintert als Larve auf früh gesätem Wintergetreide. Deshalb sollte Sommergetreide frühzeitig und Wintergetreide hingegen eher spät gesät werden.

Gelbe Getreidehalmfliege (Chlorops pumilionis) WeizenAbb. 1. Gelbe Getreidehalmfliege (Chlorops pumilionis)

Schadbild

Während des Ährenschiebens bleibt die Ähre teilweise oder vollständig in der Blattscheide stecken (Abb. 2). Die geschädigten Triebe sind verkürzt, etwas verdickt und häufig verdreht. Von der Ährenbasis bis zum obersten Halmknoten ist am Halm zunächst eine helle, später eine bräunliche "Frassrinne" sichtbar. Am unteren Ende dieses Frassganges befindet sich in der Regel eine gelblich-weisse Made (oder bereits die braune Puppe) (Abb. 2). Die Anzahl der Körner pro Ähre und das Tausendkorngewicht sind reduziert.
Im Herbst haben einzelne Pflanzen (vorwiegend früh gesäte Wintergerste) ein abgestorbenes Herzblatt. An der Basis befindet sich eine weisse Fliegenmade. Im Frühjahr sind einzelne Triebe befallener Pflanzen stark verkürzt und verdickt.

Abb. 2. Das Schadbild der Gelben Getreidehalmfliege (Chlorops pumilionis) zeigt sich wie folgt: Die Ähren bleiben teilweise oder vollständig in der Blattscheide stecken. Von der Ährenbasis bis zum obersten Halmknoten ist am Halm eine "Frassrinne" sichtbar. Am unteren Ende der Rinne befindet sich meist die gelblich-weisse Made oder die braune Puppe der Gelben Getreidehalmfliege.

Beschreibung des Schaderregers

Halmfliegen durchlaufen eine vollständige Entwicklung mit vier verschiedenen Stadien: Ei, Larve, Puppe und Imago (Erwachsenenstadium) (Abb. 1 und 3).
Die weissen, zylindrischen Eier von C. pumilionis sind etwa 1 mm lang und besitzen eine netzartige Oberflächenstruktur. Die gelblich-weissen Maden (Larven) besitzen weder Beine noch eine Kopfkapsel. Am vorderen Ende befinden sich schwarze Mundhaken mit denen die Larven das Pflanzengewebe raspeln. Am Hinterleibsende sind zwei kleine Ausstülpungen sichtbar. Eine ausgewachsene Made ist etwa 5-7 mm lang. Die rötlich-braunen, ovalen Puppen sind etwa 6 mm lang.
Der Körper der adulten Getreidehalmfliege (Imago) ist gelb gefärbt. Die Fliegen besitzen einen schwarzen, dreieckigen Fleck zwischen den Augen, fünf schwarze Längsstreifen auf dem Thorax (Brust) sowie vier dunkle Querbänder auf dem Hinterleib (Abdomen). Sie werden etwa 3 bis 4 mm gross (Obst und Paul 1993).

Abb. 3. Gelbe Getreidehalmfliege (Chlorops pumilionis): Fliege (Imago / Erwachsenenstadium) (Bilder 1 bis 3), Made (Bilder 4 und 5) und Puppe (Bild 6)

Lebenszyklus

Die Larven der zweiten Generation verbringen den Winter in den Blattscheiden von Wintergetreide (oder Wildgräsern) und verpuppen sich erst im Frühling. Ende Mai / Anfang Juni endet die Puppenphase und die erste Generation der Gelben Getreidehalmfliege erscheint. Nach der Begattung legt jedes Weibchen etwa 100 Eier einzeln an die obersten Blätter von Weizen und Gerste ab. Für die Eiablage bevorzugen die Fliegen spät schossende Sommerweizen- und Sommergerstensorten. Nach 8 Tagen schlüpft die Made. Diese wandert zur Ährenbasis, frisst sich dann halmabwärts bis zum obersten Halmknoten und hinterlässt dabei die oben beschriebene "Frassrinne". Der Frass der Made dauert etwa einen Monat. Am Ende der "Frassrinne", meist oberhalb des obersten Halmknotens, verpuppen sich die Maden innerhalb der Blattscheiden. Die Puppenruhe dauert 20 bis 30 Tage. Die zweite Fliegengeneration fliegt ab August (eventuell bereits Ende Juli). Die Eiablage erfolgt von Anfang September bis Oktober an den Blättern von Ausfallgetreide, früh gesätem Wintergetreide oder Wildgräsern. C. pumilionis überwintert als Made (Larve).

Wirtsspektrum

Die Gelbe Getreidehalmfliege legt ihre Eier an den Blättern von Weizen, Gerste, Roggen sowie verschiedenen anderen Gräsern (Futtergräser, Quecke) ab (Obst und Paul 1993). Die erste Fliegengeneration befällt vor allem spät gesätes Sommergetreide (Sommerweizen, Sommergerste) sowie wenig wüchsige Sorten. Die Larven der zweiten Generation findet man dagegen an allen Wintergetreidearten und verschiedenen Futtergräsern.

Bekämpfung

  • Sommergetreide sollte frühzeitig, Wintergetreide hingegen eher spät gesät werden.
  • Die Sortenwahl und Pflegemassnahmen (Bodenbearbeitung und Düngung) sollten eine schnelle Jugendentwicklung ermöglichen.
  • Förderung von Schlupfwespen! Sie sind wichtige Ei- und Larvenparasiten.
  • Im Ackerbau muss die Quecke (Wirtspflanze der Gelben Getreidehalmfliege) stets konsequent bekämpft werden. Auch aufgelaufenes Ausfallgetreide sollte vernichtet werden.
  • Bei der Anwendung von Wachstumsregulatoren ist Vorsicht geboten.
  • Die Bekämpfungsschwelle für die Gelbe Getreidehalmfliege an Sommerweizen ist in der Schweiz wie folgt festgesetzt (Agridea, Datenblätter Ackerbau): Während der Entwicklungsstadien 31 "1-Knoten-Stadium" bis 37 "Fahnenblattspitze sichtbar" ist die Schadschwelle erreicht, wenn 20 % der Halme Eigelege aufweisen. Es müssen an 10 Stellen 5 aufeinanderfolgende Halme untersucht werden.
  • Empfohlene und zugelassene Pflanzenschutzmittel gegen die Gelbe Getreidehalmfliege (Chlorops pumilionis) finden sie für die Schweiz im BLW Pflanzenschutzmittelverzeichnis (Bundesamt für Landwirtschaft), für Deutschland in der online Datenbank des BVL (Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit) und für Österreich im Pflanzenschutzmittelregister des BAES (Bundesamt für Ernährungssicherheit).

Literatur

Agridea, 2021. Datenblätter Ackerbau. AGRIDEA, CH-8315 Lindau (Bekämpfungsschwellen)

Häni FJ, Popow G, Reinhard H, Schwarz A, Voegeli U, 2008. Pflanzenschutz im nachhaltigen Ackerbau. Edition LMZ, 7. Auflage. 466 S.

Obst A, Paul V, 1993. Krankheiten und Schädlinge des Getreides. Verlag Th. Mann: 184 S.

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